Archiv für den Tag: 9. Dezember 2011

Borobudur auf Japanisch

Heute war also der große Tag. Der Besuch von Borobudur, dem letzten großen archäologischen Monument Südostasiens, das wir noch nicht gesehen hatten.

Das bedeutete aber auch, morgens um kurz nach 4 Uhr aufzustehen und sich mit 5 weiteren Touristen in einen Minibus zu setzen. Der Verkehr war zu dieser Zeit zum Glück noch sehr spärlich, und deshalb kamen wir auch schon nach einer Stunde in Borubudur an. Raus aus dem Minibus, rein ins Besucherzentrum, Ticket ziehen … und los gehts …. aber Moment, was will die offiziell aussehende Frau neben mir mit dem Wickelrock in der Hand …. wie gewohnt erst mal ignorieren … aber die lässt einfach nicht locker und so langsam registriert mein Gehirn die Worte you take it – everyone has to wear it – without, no entrance to temple ….. also was solls, rumwickeln und wohl fühlen. Ja andere Länder, mehr sag i ned ….

Borobudur ist eine Stupa (ein buddhistisches Denkmal), die ca. im Jahre 800 in Form einer Stufenpyramide angelegt wurde. Um das Jahr 1000 wurde sie wahrscheinlich nach einem Ausbruch des Merapi aufgegeben und geriet bis ins 19. Jh in Vergessenheit und war zu diesem Zeitpunkt durch mehrere Erdbeben und Vulkanausbrüche nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der Stupa fand vor allem im 20. Jh. statt und ist bis zum heutigen Tag nicht abgeschlossen, da durch verschiedene Erdbeben und Vulkanausbrüche immer wieder Teile zerstört werden.

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Die Architektur des Borubudur folgt der buddhistischen Kosmologie, in der das Universum in 3 Welten unterteilt ist. Der untere Teil ist der irdischen Welt gewidmet. Darüber kommt die Übergangswelt, die auf 4 Terassen 1200 Reliefs zeigt. Die göttliche Welt sind die oberen Terassen, auf denen 72 in Gittersteinen eingebaute Buddas sitzen. Ich könnte hier noch eine ganze Abhandlung schreiben über die Bedeutung von Borubudur, aber ich schließe hier mit einer kleinen Zahlenübersicht, um die Größe des Bauwerks zu verdeutlichen

  • Kantenlänge der Stupa 110m
  • 504 Buddha-Statuen
  • 1300 szenische und 1200 figurative Reliefs
  • Aufbau aus 2 Millionen Steinblöcken, die alle bearbeitet werden mussten

Als wir nach einer Stunde alle Reliefs einmal abgeschritten hatten und nach ca. 200 Fotos endlich uns auf der obersten Ebene Platz nahmen, um die Morgensonne und die Aussicht auf den umliegenden Park und die Berge zu genießen … kam ein freundlicher Sicherheitsbeamter auf uns zu und meinte nur:
“You have to leave now! President is coming ….”
Wir dachten zuerst das wäre ein Scherz, aber die Menge an Militär, Polizei und sonstigen Sicherheitskräften, die die Anzahl an Touristen auf dem Bauwerk im Verhältnis 2:1 überschritt, überzeugte uns sehr schnell, dass das hier keine Übung ist – und so waren wir nach nur einer knappen Stunde schon wieder draußen. Schade, was uns bleibt, sind die tollen Bilder und das Gefühl, dass wir wegen des anstehenden Staatsbesuchs an diesem Morgen fast die einzigen Touristen waren, die überhaupt auf die Anlage durften. Aber bleibt zu hoffen, das wir die weiteren Besichtigungen auf unserer Reise nicht so gehetzt erledigen müssen.