So, heute möchte ich noch mal auf den lustigen Abend in Sighnaghi zurückkommen. Hier übernachteten wir im wohl bekanntesten Guesthouse des Ortes – Zandarashvili. Das eigentliche Geschäft wird von den 3 “offiziellen Söhnen” des Hauses betrieben, aber das Herz und die Seele des ganzen Unternehmens ist die Mutter.
Egal, ob nachts um 1Uhr ein Dutzend unangemeldete Russen auf der Matte stehen oder morgens um 10, zwei überorganisierte Deutsche in den Frühstücksraum laufen – alles wie immer kein Problem – sie organisiert Zimmer, egal ob im eigenen Haus, bei den Söhnen oder bei irgendwelchen Nachbarn – alle werden irgendwie untergebracht – und wenn es mal ne Minute läger dauert wird man mit Essen, Tee, Kaffee oder gleich mit Wein und Schnaps versorgt.
Und wenn man morgens fragt bekommt man abends auch noch ein großes ausführliches Abendessen für 5 Euro auf den Tisch gestellt. Die hausgemachte Küche schmeckt fantastisch und es werden so viele verschiedene Gerichte aufgefahren, dass man gar nicht weiß wo man anfangen und wo aufhören soll.
Wir hatten an diesem Abend eine wunderbare kleine Runde zusammen mit einer quitschvergnügten Polin, ihrer Freundin und einer jungen Deutschen, die mit sehr viel trockenem Humor gesegnet war. Als wir so gemütlich zusammensaßen schaute der Sohn des Hauses kurz rein und meinte nur – wir müssen alle noch zusammen einen trinken – er gehe mal kurz Bier holen. Keine 10 Minuten später war er auch wieder mit 2 großen Flaschen Bier bewaffnet wieder im Raum – und mit groß meine ich groß – wir reden hier über 2,5l Flaschen….
Und ab hier kommen die kulturellen Unterschiede beim Trinken doch sehr deutlich zum Tragen. Bei uns in Bayern säuft man zusammen und irgendwann wenn man genug getrunken hat findet eine Art von Verbrüderung statt – und im kleinen Freundeskreis oder gar mit noch unbekannten Leuten bringt man auch keinen Toast aus – vielmehr ein schnelles Prost und schnell weitertrinken.
In Georgien ist das dagegen ganz anders. Hier bringt der Gastgeber, selbst in unserer kleinen Runde, einen richtigen Toast aus, und zwar wirklich eine sehr ausgefeilte eloquente Ansprache, die seine Familie, die Familien der Gäste, Georgien, den Weltfrieden, Segenswünsche, Kinderwünsche und den kurzen gemeinsamen Weg, den man hier beschreitet, beinhaltet. Das kann mehrere Minuten dauern, und bevor man den ersten Schluck getrunken hat fühlt man sich schon in eine große neue Familie aufgenommen. Und das wird im Laufe des Abends in unterschiedlicher Form mehmals wiederholt und variiert. Jedes Mal sitzt man als Gast andächtig da und staunt mit welcher Bedeutungstiefe und Ernst der Toast ausgebracht wird und man ist jedes Mal völlig ergriffen ob der schönen Worte die gewält werden, auf die man fast keine passende Antwort parat hat.
Der Wein und die Bierflaschen wurden nach und nach gelehrt und so wurde auch über unser Alter geredet und über Kinderwünsche – und als wir diesen verneinten meinte er sofort – Kinder sind das wichtigste überhaupt und wenn wir keine wollen – dann ist er halt unser Kind – so kamen wir zu unserem 27 jährigen bärtigen georgischen Kind – ganz einfach.
Wir haben unseren Abend im Hause Zandarashvili sehr genossen und können das Guesthouse wärmstens empfehlen – falls es uns noch mal in diese Richtung verschlägt kommen wir gerne wieder vorbei, um zu sehen, was aus unserem Kind geworden ist.
Wo kann ich denn hier mal auf “LOL” klicken?? :-)))