Georgien ist ein sehr gastfreundliches Land und die meisten Leute freuen sich darüber, dass immer mehr Touristen in den Kaukasus kommen und dieses faszinierende Land entdecken. Aus diesem Grund ist es kein Problem, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Besonders erfreulich ist, dass neben wenigen großen Hotels hauptsächlich kleinere Hotels und vor allem viele kleine Guesthouses das Rückgrat der Übernachtungsbetriebe bilden. Diese kleinen Guesthouses sind am besten mit einem klassischen englischen B&B vergleichbar – meist wohnt die Besitzerfamile im selben Haus und die wenigen Gäste werden fast wie Familienmitglieder behandelt, die beim eintreffen je nach Uhrzeit mit Tee, Kaffee, Wein oder Schnaps versorgt werden… Auch wir entschieden uns vor allem kleinere Guesthouses zu wählen, um vor Ort direkter mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen und vom lokalen Wissen, Organisationstalent, dem Essen und vor allem der Herzlichkeit der Gastgeber zu profitieren.
Ein besonders schönes Guesthouse fanden wir im Herzen der Altstadt von Tbilisi. Am ersten Tag als wir nach 4h Busfahrt und einer spannenden Ubahnfahrt durch die Gassen in der Nähe des Liberty Square stolperten dachte ich im ersten Moment wir stehen vor dem falschen Haus. Von außen sieht man erst einmal nur ein halbverfallenes zweistöckiges Gebäude, das beim ersten Lufthauch umfällt. Natürlich gibt es kein großes Hotelschild, vielmehr ist über der Klingel mikroskopisch klein der Name Ska da Veli gekritzelt – aha, wir sind also doch richtig!
Das Treppenhaus ist ein echter Abenteuerspielplatz und würde jedem deutschen Bauinspektor die Verzweifelung ins Gesicht treiben – nachdem man die kleinerern und größeren Fallstricke gemeistert hat steht man auf einmal auf einem großzügigen Balkon, auf dem mehrere Tische und Stühle zum gemütlichen Verweilen einladen.
Vom Balkon gehen 4 Zimmer ab, die liebevoll und gemütlich eingerichtet sind und perfekt sauber hergerichtet sind. So heruntergekommen das Haus von außen aussieht so gepflegt wirkt es, wenn man erst einmal eines der Zimmer betreten hat. Die Zimmer hängen etwas und es geht eindeutig bergauf wenn man von der Tür zum Fenster will – deshalb ist manchmal auch das Umdrehen im Bett einfacher als gedacht – aber das machte den Ort noch charmanter und wir fühlten uns von Anfang an hier unheimlich wohl.
Zu dem positiven Eindruck trägt auch der Besitzer des kleinen Guesthouse bei – Irakli spricht sehr gutes Englisch und ist für alle größeren und kleineren Probleme seiner Gäste da. Er ist ein Quell an Informationen und kennt die besten Restaurants und weiß jeden Kniff, wie man von A nach B kommt – auch unseren Ausflug nach Armenien haben wir ihm zu verdanken. In seiner Begeisterung für das eine oder andere Restaurant kann er manchmal etwas über das Ziel hinausschießen aber insgesamt überwiegt der sehr positive Eindruck.
Hier haben wir insgesamt 6 Nächte übernachtet – aufgeteilt in 3 x 2 Tage und jedesmal wenn wir aus den Tiefen Georgiens hierher zurück kamen war es wie nach Hause kommen – eine kleine Oase wo man die Welt da draußen Welt sein lassen konnte. Aus diesem Grund wird das Guesthouse auch gerne von Leuten genutzt, die mehrere Wochen in Tbilisi zum arbeiten sind. In unserer Zeit lernten wir eine Deutsche kennen, die für das Nationalmuseum eine Ausstellung mit organisierte und einen Neuseeländer, der als Techniker für das örtliche Theaterfestval arbeitete. Sehr interessante Menschen mit denen man bei einem Glass Wein den Abend verreden konnte.Wir denken gerne an unsere Zeit im Ska da Veli zurück und an Irakli, der hier ein echts Schmuckstück geschaffen hat und falls wir je wieder durch Tbilisi kommen werden wir hier bestimmt wieder übernachten.