Silvester: Asado, bis der Arzt kommt

… nachdem ich euch ja schon von unseren tollen Vorbereitungen für Silvester erzählt habe, hier mal die Fortsetzung.

Tagsüber haben wir uns natürlich noch ein ausführliches Besichtigungsprogramm gegönnt. Zuerst enterten wir einen Stadtbus. Das System ist hier sehr gut ausgebaut, hat aber für Touristen einen entscheidenden Nachteil. Man braucht Münzen, um den Automaten zu bedienen, und Münzen sind in diesem Land Mangelware, vor allem 1-Peso-Münzen sind selten. Aber irgendwie hatten wir die 2,40 Peso zusammengesammelt, um unsere Fahrt quer durch die Stadt zu bezahlen.

Erster Stopp: der Friedhof in Recoleta … falls ihr nun an einen schattigen Ort der Besinnung denkt: weit gefehlt! Das hier ist ein Auswuchs an Großmannsucht, der seinesgleichen sucht.

Ein Mausoleum reiht sich ans nächste, eines größer als der andere, und je mehr Marmor, desto besser. Es ist, um den Vergleich zu bemühen, das New York der Friedhöfe – ein Highriser neben dem anderen. Die drei Bäume, die dazwischen rumstehen, sind eher deplaziert und machen einen leicht verwirrten Eindruck.

Das Highlight auf dem Friedhof ist natürlich das Grab von Evita Perron – hier drängen sich die Touristen, um sich vor dem Tempel fotografieren zu lassen.


Uns wurde der Rummel doch schnell zuviel, und wir machten uns zu Fuß auf den Weg nach Palermo … ja, der trendigste Stadtteil in Buenos Aires heißt Palermo ;-).

Das Epizentrum der Boutiquen und schicken Restaurants liegt irgendwo zwischen Costa Rica und Armenien …. die Straßen hier sind nach Ländern benannt, aber nicht etwa Avenida Costa Rica, sondern nur Costa Rica. Das ist vor allem lustig, wenn man dem Taxifahrer sagt: Fahr mich (von Costa Rica) nach Mexico 1410.

So … zurück nach Palermo … wie gesagt, in diesem kleinen Teil des Stadtviertels hat sich eine hippe Szene entwickelt, die im Kontrast zur restlichen Stadt steht. Jede Menge große, luftige, sparsam gestylte Geschäfte mit noch sparsameren Auslagen an umso teureren Mode- und Kunstobjekten. Aber es ist zwischendurch auch mal schön, in einem netten Café zu sitzen und einfach nur mal einen Salat zu essen. Die Bedienungen sind natürlich an das lokale Tempo angepasst, so dass man locker 2h für so ein gemütlichers Mittagessen um 3 Uhr mittags rechnen muss.

Nach soviel Besichtigungsprogramm und vor allem Gelaufe ging es mit der U-Bahn zurück zum Hostel, wo wir uns erst mal vom Stress erholten. Die U-Bahnhöfe sind jeder mit unterschiedlich bemalten Kacheln recht hübsch verziert, allerdings ist es ziemlich warm und stickig da unten, so dass wir uns auf unser Hostel mit dem luftigen Innenhof und der Dachterrasse freuten.


Jetzt aber kam der wichtigste Teil des Abends: Die halbe Kuh musste auf den Grill, die wir gestern gemeinsam mit unserer hamburgisch-schwäbisch-schweizerischen Crew erstanden hatten. Also erst mal den Monstergrill anwerfen. Kein Problem, da der Kamin recht gut zog. In kürzester Zeit hatten wir eine gute Glut am Start und warfen die kleineren Fleischstücke auf den Grill, während die Mädels fleißig Salate produzierten, Gemüse in Alufolie wickelten und Knoblauchbutter und -soßen zusammenmischten. Wie bei einem gescheiten Asado angemessen, bog sich der Grill unter den Essensmassen. Das Fleisch war von einer hervoragenden Qualität, und wir aßen natürlich viel zu viel, aber wir hatten unheimlich viel Spaß am gemütlichen Beisammensein.

Gegen Mitternacht spendierte das Hostel dann noch ein Runde pappsüßen Sekt und Pan Dulce. Dann startete auch schon die Knallerei. Man kann schon sagen, dass die Jungs hier auch eine Menge Munition verballern und vor allem auf Lautstärke setzen. Auf der Dachterrasse des Hostels hallte das Ganze noch extra laut wider, da rundherum etwas höhere Häuser stehen. Der Krach dauerte fast eine Stunde und ebbte sehr langsam ab.

Heute sind die Straßen wie ausgestorben: kein Mensch oder Fahrzeug auf der Straße. Ich glaube, das wird die schnellste Fahrt zum Flughafen aller Zeiten.

So! Wir wünschen euch ein tolles 2012 und freuen uns mit euch allen auch in diesem Jahr tolle Dinge zu erleben. Als Nächtes melden wir uns wieder aus Patagonien.

4 Gedanken zu „Silvester: Asado, bis der Arzt kommt

  1. Waltraud Elitez

    Wenn ich diese Fleischmassen sehe ( soviel bekommt bei uns ein Löwenrudel im Zoo), müsst ihr vor eurer Rückkehr eine Fleischentwöhnungskur machen. Dort könnt ihr ja noch weiteressen, aber hier………… das wird teuer!

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  2. Alexander

    … Ein Wahnsinn…
    Ich hoffe ihr habt euren Fleischschock überwunden und ich wünsche euch ein fantastisches neues Jahr und weiter eine geniale Reise!

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  3. Leonie

    komme erst heute mal wieder zum Lesen, und hab jetzt die letzten Wochen rückwärts gelesen… das ist dann wie in diesen Musikvideos ;o)
    Aber nein, ehrlich: sehr schöner Blog! Ein bisschen neidisch werd ich ja schon… bei uns hier immer nur Regen und Sturm, und Regen und Sturm, und noch ein bisschen Regensturm… könnte jetzt auch mal Sonne und Hitze und weisse Strände brauchen! – Auf die Fleischmassen dagegen bin ich nicht so neidisch, ich bin immer noch am Resteessen von den Feiertagen :oP

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  4. Dirk

    Buenos Aires war sicher eine gute Station für den Jahreswechsel – ich mag die Stadt und das Flair… und auch das Fleisch (schmeckt dort einfach genial – in den meisten Fällen). Schöne Bilder und Beschreibungen – Danke.
    Happy new year – weiterhin alles Gute auf Eurer Reise…

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