Italien – Sehnsuchtsorte Teil 1: Euganeische Hügel

Mit der Ankunft in Bari haben wir den Balkan nun hinter uns gelassen. Italien: die letzte Station unserer Reise. Da wir die 1250 km nach München nicht in einem Rutsch erledigen wollten, haben wir uns auf dem Weg in den Norden noch einige Zwischenstopps gegönnt. Unser erstes Ziel waren die Euganeischen Hügel in der Nähe von Padua. Bis dorthin waren es immerhin auch schon über 700 km, also war der Tag mit Autofahren auf den italienischen Autobahnen recht gut gefüllt.

Aber leider dauerte das Ganze noch einen deutlichen Zacken länger, da wir über 150 km eine Baustelle zu meistern hatten, wo es neben Geschwindigkeitsbegrenzungen – 60 km/h für Ausländer (5%), 100 für vorsichtige Italiener (5%) und 130 für den Rest – auch viel stockenden Verkehr gab. Da das Thermometer sich unerbittlich der 40-Grad-Marke näherte, gönnten wir uns in der Nähe von Ancona eine Stunde Strandurlaub mit Besuch in einem gut gekühlten Restaurant. Darüber hinaus musste natürlich der obligatische Stopp im Supermarkt Esselunga sein, wo wir uns mit Olivenöl und Risottoreis für Deutschland und sonstigem Essen für unser Ferienhaus in Topolò eindeckten.

Durch diese Verzögerungen kamen wir dann doch recht spät in den Euganeischen Hügeln an und fielen in unserem Landhaushotel eigentlich sofort ins Bett, ohne uns noch größer um die schöne Landschaft zu kümmern. Das musste aber am nächsten Morgen sofort geändert werden. Also raus aus den Federn und durch die wunderschönen Weinberge nach Valsanzibio. Valsanzibio? Noch nie gehört, oder? Ja, das ist das Problem, wenn man als Sehenswürdigkeit im Hinterland von Venedig liegt, wo sich die Touristenmassen türmen, die aber den Dunstkreis der Lagune nie verlassen. Deshalb sind Orte wie Padua, Ferrara und auch die Euganeischen Hügel wunderbare stille Ecken, in denen man tolle Dinge entdecken kann, ungetrübt vom Massentourismus. OK, Touristen kommen auch hierher, aber meist doch Italiener aus den Großstädten der Umgebung für einen Wochenendausflug, um den Wein,  das gute Essen und die Thermen zu genießen.

So, genug abgeschweift – zurück nach Valsanzibio zur Villa Barbarigo. Hier findet man einen der besterhaltenen Barockgärten Italiens. Die Villa gehörte einem venezianischen Adligen, der hier in den euganeischen Hügeln seine Sommervilla erbaute, um der Hitze Venedigs zu entfliehen. Die Gartenanlage wurde von seinem Sohn Gregorio Barbarigo konzipiert (ich zitiere das Informationsblatt: “Der erstgeborene Gregorio, Kardinal und zukünftiger Heiliger, inspirierte die mystische Symbolik des Projektes”).  Umgesetzt wurde das Projekt von Luigi Bernini, der auch für den Vatikan tätig war und vor allem für seine Brunnen berühmt war. Die ganze Gartenanlage ist so konzipiert, dass der Weg des Menschen zu seiner Erlösung nachempfunden werden kann. Wow, das ist doch schon mal beeindruckend. Ich will ja niemanden hier mit der ganz ausführlichen Beschreibung langweilen, aber der Garten mit seinen über 70 Statuen ist ein einmaliges Erlebnis. Der wunderschön angelegte Irrgarten, die Wasserspiele und die Skulpturen sind herausragend. Eine Skulptur will ich doch noch beschreiben: Die Zeit, dargestellt als geflügeltes Wesen, das auf einem Sockel ruht und einen Kuboktaeder auf den Schultern trägt. Sie hat ihren Flug durch den Raum unterbrochen und symbolisiert hier die Transzendenz. Man bewegt sich hier als Mensch von der Immanenz zur Transzendenz; die
Symbolik erlaubt es dem Betrachter, an dieser Stelle sein Irdendasein zu verlassen …. äh stopp, das wird doch alles viel zu philosophisch. Also gut, ich lass es hier mal gut sein, aber die alten Meister haben sich echt was gedacht, als sie so einen Garten anlegten.

Nach so viel Philosophie widmeten wir uns doch lieber den spielerischen Elementen des Gartens, sprich den lustigen Wasserspielen, wo der geübte Tourist sich bequem die Füße kühlen kann. So erfrischt, begaben wir uns ganz irdisch mit dem Auto ins Friaul, wo unsere letzte Station auf unserer Reise durch Raum und Zeit auf uns wartete: ein Ort, der eindeutig aus der Zeit gefallen ist – Topolò – dazu aber morgen mehr !

 

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