Archiv des Autors: Attila

Buena Vista Social Club – Rio de Janeiro

Nach unserer wunderschönen Zeit in Peru haben wir gestern abend rechtzeitig vor dem angekündigten Fluglotsenstreik den Absprung aus diesem tollen Land geschafft. Nach gerade mal 5h Flug, dieses Mal transkontinental vom Pazifik an den Atlantik, sind wir heute mit geringer Verspätung in Rio gelandet.

Wie es meine Art ist, muss ich als erstes mal über den Flughafen und den Transport meckern, bevor wir zu den schönen Seiten Rios kommen 😉 Der Flughafen: ein Traum aus 70er-Jahre-Beton, unübersichtlich und so dermaßen grau in grau, dass es einem schon ganz fahl wird. Dort fällt man nach 5h Flug morgens um 6 aus dem Flieger, und nach zügiger Pass- und Zollkontrolle steht man in der Ankunftshalle … allein … hmmm keine Info keine Schilder kein nix … es muss doch einen Geldautomaten geben, oder? Also erst mal die Info fragen, die findet man immerhin nach kurzer Zeit. Geldautomat, ja haben wir, aber nicht auf der internationalen Ankunftsebene, sondern auf der dritten im letzten Winkel ein paar Maschinen, die nur Eingeweihte finden dürfen – alle anderen laufen irgendwann den überaus präsenten Geldwechslern in die Arme. Und wo bitte fährt zwischen all den Taxischildern der Flughafenbus? Einfach rausgehen, aber natürlich wieder auf Ebene 1.

Na ja, nach etwas Frühsport waren wir dann doch endlich im Bus. Der Transport nach Ipanema, wo unser Hostel liegt, ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Der Verkehr mitten durch die Innenstadt bricht ständig zusammen, und die vielen Busse, die für Entlastung sorgen sollen, stehen sich meist selbst im Weg, so dass man für die Strecke sagenumwobene 2h braucht, bis man im Hotel ist. Also ich werde mich nicht mehr über München und seine Anbindung an den Flughafen beschweren. Wie die Jungs hier ihre Transportprobleme bis zur WM 2014 und vor allem zur Olympiade 2o16 bewältigen wollen, ist mir ein völliges Rätsel …

So, nun aber genug gejammert, kommen wir zu den schönen Seiten von Rio. Da wollen wir doch gleich mal Claudia befragen, die hier zum ersten Mal ist.

*** Claudia sitzt mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf dem Bett. Nach anderthalb Caipirinha, viel gutem Essen und vor allem dem Strand-Flair von Ipanema und der Copacabana ist der ungemütliche Nachtflug längst vergessen. Noch am Vormittag warfen wir uns in unsere Badesachen samt kurzer Hose bzw. Wickelrock und schlappten zum Stand von Ipanema, der nur drei Minuten Fußweg von unserem Hostel entfernt liegt. Ein unfassbarer Anblick, auch wenn man davon in Reiseführern gelesen hat: Direkt hinter den Hochhäusern und Flaniervierteln der Millionenstadt liegt ein kilometerlanger weißer Sandstrand mit Hunderten roten Sonnenschirmen und Tausenden Menschen, die sich sonnen oder im Meer tummeln. (Zum Glück sahen wider Erwarten nicht alle aus wie Supermodels, so dass sich auch die durchschnittliche deutsche Touristin dort gut aufgehoben fühlt.)

Die tosenden Wellen waren überraschend kalt, und so verzichteten wir erstmal aufs Schwimmen (laut Thermometer betrug die Lufttemperatur angeblich auch nur 26 Grad, aber es fühlte sich deutlich nach über 30 an) und spazierten am Strand entlang. Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch durch Ipanema biegt man um die Ecke und sieht den Strand der Copacabana vor sich – der NOCH viel länger um die ganze Bucht geht. Bei all der Hitze brauchten wir mehrere Kokosnüsse zum Austrinken, einen Espresso und den ersten Caipi des Tages, um bei Kräften zu bleiben.

Mehr Besichtigungsprogramm nahmen wir uns für diesen Tag gar nicht vor, sondern machten noch Siesta im Hotel (die 3 Stunden Zeitverschiebung von Lima her machten sich bemerkbar) und schlossen Bekanntschaft mit der brasilianischen Küche (mittags Sushi in Waffeleisform, abends sehr lecker gewürztes Grillhähnchen mit Broccolireis), das Ganze immer höchstens zwei Blocks entfernt vom Strand in einem Weggehviertel, wo offenbar Tag und Nacht der Bär steppt – fast nur gut gelaunte Leute jeden Alters in Badeklamotten. Damit übergebe ich wieder an Attila. ***

Abschließend muss ich euch noch von unserem tollen Abend am Strand von Ipanema berichten. Wir hatten es uns mit unserem Caipirinha an einem Kiosk in der Nähe unseres Hostels bequem gemacht, als ein älterer Herr seine Bassgitarre auspackte und anfing, im Stile eines Fados lang, wehmütig und genussvoll zu singen. Mehrere ältere Herren waren mit Begeisterung dabei und beteiligten sich mit Rhythmusinstrumenten und auch einem Saxophon. Für diesen einmaligen Musikgenuss waren wir auch gerne bereit, ein paar Reais zu spenden.

Morgen geht es weiter nach Paraty, wo wir dann so richtig faule Weihnachtstage verbringen werden. Euch allen liebe Grüße aus Brasilien und schöne Feiertage, wo immer ihr seid!

Lima … Ruhe im Chaos der Großstadt

Lima gehört zu diesen Städten, die einem ans Herz wachsen können. Man muss sich und der Stadt nur genug Zeit geben. Diese Phänomen kennen wir aus Peking zur Genüge. Auf den ersten Blick ist Lima laut, dreckig, chaotisch und völlig unansehnlich. Es gibt keinen einheitlichen Baustil, Barockkirche steht neben halbfertigem Hochhaus. Abbruchgebäude und stilvolle Villa wechseln sich mit brachliegenden Grundstücken ab.

Trotzdem findet man in all diesem Chaos schöne ruhige Ecken mit wundervollen Plätzen. Selbst in der Innenstadt, die ein Chaos bietet, das einer 10-Millionen-Stadt würdig ist, findet man großzügige Plätze, die zum Verweilen einladen, und riesige, wunderschöne Kirchen, in denen man sich von deutschen Weihnachtsliedern (vom Band) einlullen lassen kann. Noch leichter entspannt es sich im südlichen Stadtteil Miraflores, in dem sich ein Café ans andere reiht und die Plätze nachts mit Hunderten Spaziergängern bevölkert sind.

Nach einem harten Nachmittag in der Altstadt (Stichworte: Computerladen und Kirchenbesichtigungen) sind wir heute den ganzen Tag in Miraflores spazieren gegangen, wo auch unser Hotel liegt.

Natürlich haben wir die Zeit genutzt, um das herrliche Essen hier zu genießen: in einem Lokal, das bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt ist (wenn man nicht um 12 Uhr zum Essen antritt, muss man mindestens 20 min auf einen Tisch warten). Zum Glück waren wir rechtzeitig da und haben uns eine große Portion Ceviche schmecken lassen. Für die nicht Eingeweihten: Ceviche ist Fisch oder Meeresfrüchte roh in einer würzigen Marinade eingelegt (die südamerikanische Antwort auf Sushi), mit viel Limette und Chili.

Außerdem hatten wir noch Causas, eine Art Kartoffelbrei, der zusammen mit gehacktem gewürztem Fisch serviert wurde – das ganze in drei Variationen, ein Traum! Mit das Beste und Feinste, was wir seit Monaten gegessen haben, und das samt einer Kanne Fruchtsaft für schlappe 15 Euro zu zweit!

So gestärkt machten wir uns auf den Weg zur Steilküste und blickten auf den Pazifik, der sich hier mit hohen Wellen an den Strand wirft. Einige Wagemutige waren am Surfen oder auch am Schwimmen. Hier befindet sich auch ein großes, luxuriöses Einkaufszentrum mit Foodcourt, den wir noch zum Eisessen nutzten. Das restliche Tagesprogramm besteht dann nur noch aus Fruchtshakes-Trinken bei unserem Lieblingsstand um die Ecke vom Hotel. Großer Fruchtshake ca 1,30 Euro … da nehmen wir doch noch einen mit, bevor wir ins Taxi steigen.

Jetzt genießen wir gerade die Ruhe im Innenhof unsers Hotels, der über und über mit Blumen bewachsen ist, in der Mitte ein kleiner Springbrunnen, um den herum gerade ein Kolibri seine Flugshow abzieht. In zwei Stunden geht es auch schon weiter nach Rio de Janeiro, wo wir eine Nacht verbringen werden, bevor wir zu unserem Weihnachtsdomizil Paraty aufbrechen. Drückt uns die Daumen, dass die Fluglotsen wirklich erst wie versprochen ab morgen streiken. Wir schicken euch dafür etwas Sonne aus Südamerika 🙂

Machu Picchu

… heute war es also soweit, ein weiterer Höhepunkt auf unserer Reise – die sagenumwobene Inkastadt, deren Bedeutung bis zur heutigen Zeit nicht geklärt ist, stand auf dem Programm.

Aber so einfach kann man nicht nach MP reisen. Als Erstes braucht man ein Ticket. Bis Juli 2011 konnte man sein Ticket in Aguas Calientes (einziger Zugangspunkt nach MP) kaufen. Da im Juli aber die Massen von Touristen derart überhand nahmen, beschloss die Regierung, den Zugang auf 2500 Besucher pro Tag zu begrenzen. Leider hatte sie das niemandem mitgeteilt, und als an einem schönen Tag Ende Juli die magische Zahl erreicht war, machten sie den Laden dicht und ließen keinen mehr rein – Ergebnis: Touristen sauer …. und es kam zu Blockadeaktionen. Das Ende vom Lied war nun, dass man die Tickets gar nicht mehr vor Ort kaufen kann, sondern vorab im Internet oder in Lima oder Cuzco kaufen muss. Wir kauften also brav unser Ticket im Internet und buchten gleich noch den 7-bis-10-Uhr-Slot für die Besteigung des Wayna Picchu (das ist der Berg, den man auf den Bildern von MP immer im Hintergrund sieht). Diese Slots sind auf 200 Personen beschränkt, alle anderen müssen draußen bleiben; nach 10 Uhr darf noch ein Trupp rein und dann ist Schluss. Mit dieser Buchung ist die erste Hürde geschafft.

Die zweite Hürde ist die Anreise von Cuzco nach Aguas Calientes. Der Ort ist nur mit dem Zug erreichbar und die peruanische Eisenbahngesellschaft lässt sich ihre Dienste von ausländischen Gästen fürstlich entlohnen. Um hier Geld zu sparen und ein bisschen mehr vom Sacred Valley zu sehen, nahmen wir ein Combi (Minibus) nach Ollantaytambo, um erst dort den Zug zu besteigen. Auch die Preise rund um MP sind teilweise doch recht hoch, zum Beispiel kostet die 25min Busfahrt hinauf nach MP und zurück 15,50 US-Dollar pro Person.

Jetzt aber genug des Meckerns, die Reise hierher ist jede Mühe und jeden Preis wert. Wenn man morgens um 6 Uhr von den letzten Serpentinen der Bergstraße aus zum ersten Mal MP erspäht, ist es noch atemberaubender, als es auf den Bildern aussieht. Die Besteigung des Wayna Picchu ist zwar atemraubend, da man jenseits der 2500m doch recht nach Luft schnappen muss, aber der Blick, den man von oben hat, ist einfach umwerfend, und man kann lange oben sitzen und nur die atemberaubende Kulisse bestaunen.

Wir haben fast 5h einschließlich Bergbesteigung in MP verbracht und haben in der Zeit fast 500 Bilder geschossen. Da wir euch damit nicht erschlagen wollen, haben wir hier nur mal auf gut Glück 9 rausgegriffen, um euch einen Eindruck zu geben. Falls ihr mehr sehen wollt, müsst ihr schon mal vorbeikommen, dann quälen wir euch mit allen zu findenden Bildern.

Wir haben uns nach den Anstrengungen noch in die heißen Quellen hier geworfen und sind jetzt bereit, uns wieder in den Zug nach Ollanta zu werfen und wahrscheinlich sofort einzuschlafen.

Meow Gallery: The gallery is empty.

Flashpacker meets Rasta

Dass ihr nicht nur immer von tollen Gebäuden oder Essen hören müsst, schieb ich heute einen kurzen Block über die Menschen ein, die man auf diesen Reisen trifft. In diesem Fall meine ich nicht die einheimischen, sondern vor allem die Mitreisenden, die einem im Café, Hostel oder auf der Bustour begegnen. In den meisten Fällen sind wir im Vergleich zu diesen Travellern die Exoten, da wir im Gegensatz zu ihnen zu der Spezies der Flashpacker gehören …. 7 Wochen für eine Weltreise, das ist für sie wie ein Wochenendausflug. Viele, vor allem jüngere Leute aus Australien oder UK sind mindestens 12 Monate unterwegs. Immer auf der Suche nach dem billigsten Ticket, und wenn die Busfahrt auch 26h dauert und der 1h-Flug nur ein paar Dollar teurer wäre. Wenn das Geld gar nicht mehr langt, werden ein paar Wochen Tomaten in Australien geerntet, bis man die nächste Strecke finanzieren kann.

Vor allem in Backpacker-Hangouts rund um den Globus wie zum Beispiel Khao San in Bangkok, Vang Vien in Laos oder Yangshuo in China und ja auch hier in Cuzco in Peru gibt es viele Reisende, für die die Zeit komplett stehen geblieben zu sein scheint. Man erkennt sie am milden Lächeln, dem geruhsamen Gang, den Pluderhosen bzw. Batikröcken und den Rastalocken. Gestern in Cuzco sahen wir einen Reisenden, der anfing, sich in ein Lama zu verwandeln 😉 (wuschelige Haare und ein gemusterter Filzpullover, nur die Flip-Flops passten nicht so ganz).

Wir selbst sind jetzt noch keine zwei Wochen unterwegs und waren in dieser Zeit schon in fünf Ländern, wenn man die Transit-Ehrenrunde in den USA mitzählt. Vielleicht sind wir nach ein paar weiteren Wochen auch soweit, dass wir über Rastalocken nachdenken (Claudia hat heute schon interessiert einen entsprechenden Friseurbetrieb in Cuzco gesichtet). Aber vor der Entspannung kommt die Arbeit: Heute Nachmittag geht es per Bus und Zug nach Aguas Calientes, und morgen besichtigen wir unsere letzten großen Ruinen auf dieser Reise, die Inkastadt Machu Picchu. Fotos folgen!

Cuzco – ein spanischer Goldfiebertraum

Nach einer kurzen Nacht in Lima sind wir heute nach Cuzco weitergeflogen. Die Andenstadt liegt auf 33oom und die Luft ist schon recht dünn. Vielleicht ist das der Grund, dass die Spanier hier eine Prachtkirche neben die andere hingeklotzt haben. Man kommt hier kaum aus dem Staunen raus: An jeder Straßenecke stehen mindestens 2, und eine mit mehr Gold geschmückt als die andere. Sogar Streit gab es zwischen den einzelnen Kirchen, welche prächtiger sein darf, und der Papst musste schlichten. Da man in den Kirchen nicht fotografieren darf, hier eine kleine Galerie der sonstigen schönsten Plätze von Cuzco.

Meow Gallery: The gallery is empty.

Ansonsten muss man anmerken, dass Cuzco eine durch und durch touristische Stadt ist. Ich kenne wenige Touristenziele, wo man so dicht gepackt Hotel, Andenkenladen, Café und vor allem Tour Operator finden kann. Das fängt sogar schon am Flughafen an, wo die Stände der verschiedenen Touranbieter schon vor der Gepäckausgabe kommen ;-).

Neben dem Kulturprogramm haben wir auch das gute Essen hier genossen, wobei wir immer nocht sicher sind, ob das Zeug auf dem Teller nur Schwein war oder doch Meer.

Meow Gallery: The gallery is empty.

Aber nicht nur das Essen birgt Tücken, auch ein Kaffee kann einen zu komplizierten Überlegungen bringen. Wie in dem Bild besteht ein Milchkaffee hier aus einem Selbstbauset: einem kleinen Kännchen Espresso, einer kleinen Tasse (randvoll) Milch, und einer großen Tasse halbvoll mit heißem Wasser …. hmm was tun ? Also wir sind für Lösungsvorschläge dankbar. Morgen nähern wir uns dann per Bus und Zug Machu Picchu 😉

Cortez – Eroberungen leicht gemacht

Heute haben wir uns auf den Weg gemacht, etwas mehr über die Geschichte Mexicos zu erfahren. Da der Tourismus in Mexico durch die negative Berichterstattung in der internationalen Presse um fast 80% zurückgegangen ist, bestand unsere kleine Tour aus nur 4 Personen (außer uns noch ein australisches Paar) + Guide + Fahrer.

Der erste Stopp war Tlatelolco, das mitten im Stadtgebiet von Mexico-Stadt liegt. Die letzten verbliebenen Ruinen wurden bei Bauarbeiten in den 60ern, als hier ein neues Stadtviertel im klassischen Stil der sozialistischen Moderne (sprich Plattenbau) entstand, gesichert und sind heute neben dem Templo Mayor die wichtigsten Zeugnisse der einstigen Aztekenstadt. Man kann sehr schön sehen, wie jeder neue Herrscher über die Stufenpyramide seines Vorgängers eine neue Schicht hat bauen lassen, so dass die Pyramiden wie ineinander geschachtelte russische Puppen Hülse um Hülse wuchsen. Ganz oben: die erste Kirche, die die spanischen Erobererer im romanischen Stil erbauen ließen, mit Blick auf die Plattenbauten – das ganze Ensemble nennt sich heute “Platz der drei Kulturen”.

Die beiden Städte Tenochtitlan und Tlatelolco lagen auf einer Insel inmitten eines großen Sees und waren über 5 Dämme mit dem Festland verbunden. Zu der Blütezeit lebten hier mehr als 100.000 Menschen. Da stellt sich wie immer die Frage, wie konnte es Cortez mit seinem knapp 300 Mann und 14 Pferden schaffen, dieses Reich zu erobern. Aber wie gesagt, Glück muss man haben. 3 Faktoren waren für dieses Glück ausschlaggebend:

  • Charisma
    – Wenn man aussieht wie der vor Ort verehrte Gott, ist der Kampf doch schon fast gewonnen
  • Einsatz von biologischen Waffen
  • -vor allem wenn durch Syphillis und Windpocken, die es in Mesoamerika noch nicht gab, die Hälfte der Bevölerung schon dahinsiech
  • Manipulationsgeschick
    – Die Azteken hatten sich mit ihren Nachbarn keine Freunde geschaffen, das lag vor allem daran, dass sie einerseits hohe Abgaben verlangten, aber was einen so richtig ärgerlich macht, ist, dass die Azteken für ihre täglichen Menschenopfer ständig Nachschub brauchten. Die Wut der Nachbarn ließ sich prima nutzen, um sein Heer zu vergrößern.

Also wie man sieht, kann man so ein Riesenreich doch ganz einfach erobern, wenn ein paar Voraussetzungen stimmen. Durch die Vermischung mit den spanischen Einwanderer ist schließlich eine völlig neue Ethnie entstanden, die Mestizen, die heute 90% der Bevölkerung ausmachen.

Der zweite und von den Dimensionen noch beieindruckendere Stopp waren die Ruinen von Teotihuacan.

Meow Gallery: The gallery is empty.

Die Anlage ist die größte in Lateinamerika und ihr größtes Einzelbauwerk, die Sonnenpyramide, ist die dritthöchste Pyramide der Welt. Die Stadt ist deutlich älter als die aztekische Kultur und die Stadt; ihre Erbauer geben der Wissenschaft heute noch Rätsel auf. Ganz aktuell gibt es dazu auch einen interessanten           Spiegel-Artikel. Um euch einen kleinen Eindruck zu geben, wie beeindruckend die Anlage ist, haben wir für euch eine kleine Bilderauswahl getroffen.

Xochimilco – Gondelfahrt am Hochzeitstag

Wie, Gondel fahren? …. fragt sich der erstaunte Leser, ihr wart doch erst im August in Venedig und hattet eine Gondelfahrt aus Gründen von zu heiß, teuer und kitschig abgelehnt – und keine 4 Monate später setzt ihr euch in Mexico bei der erstbesten Gelegenheit in ein Boot, um euch auf einem Kanal herumschippern zu lassen. Tja jedem das seine, aber wir haben es nicht bereut Xochimilco Venedig vorzuziehen ….  ;-)!

Aber erst einmal eine kurze Erklärung, warum diese Kanäle am Südrand von Mexico City so bedeutend sind. Zu Zeiten der Azteken war das Gebiet ein großer See; nach und nach legten die Azteken dann im Wasser Gemüsebeete aus Seeschlick und Pflanzenresten an, die so fruchtbar waren, dass bis zu 4 Ernten im Jahr möglich waren. Die Beete wurden immer zahlreicher und größer, der See schrumpfte zu einem Netz von Wasserstraßen. In der heutigen Zeit waren die Kanäle schon fast in Vergessenheit geraten, bis sie 1987 die Unesco zum Weltkulturerbe erhob und ein millionenschweres Programm zur Rettung der Kanäle auflegte. In der Folgezeit wurden die Kanäle wieder frei geräumt, die Zuflüsse frei gemacht und so ein Naherholungsgebiet für die Bewohner von Mexico City geschaffen. Vor allem am Wochenende pilgern viele Städter hinaus nach Xochimilco und verwandeln den Ort in ein Open Air Festival mit vielen bunten Trajineras (Gondelas), vollgestopft mit Familien, die sich von Musikern, die ihr Dienste auf separaten Booten anbieten, unterhalten lassen und natürlich Picknick für eine kleine Armee dabei haben.

Leider mussten wir auf diese fröhlichen Menschenmassen bei unserem Besuch verzichten, da wir uns an einem ordinären Dienstag auf den Weg machten. Nach einer Stunde mit der Metro und der S-Bahn waren wir auch schon da und ohne große Mühe mieteten wir uns ein Boot mitsamt Chauffeur. Bei dem geringen Andrang hatten wir ein Boot für uns allein und konnten so die tolle Stimmung genießen. Vor allem konnte man unzählige Reiher beobachten und die Farbenpracht der Blumen und Boote auf sich wirken lassen. Zwischendurch machten wir Halt an einer der vielen Gärtnereien, die dort vor u. a. Weihnachtssterne, Kakteen, kleine Bäume und Fleisch fressende Pflanzen verkaufen.

Nach 2 geruhsamen Stunden und einem leckeren Drei-Gänge-Menü in einem informellen Lokal waren wir wieder gerüstet, uns ins bunte Markttreiben von Xochimilco zu stürzen. Wie immer sind so Märkte ein tolles Erlebnis fürs Auge und die Nase. Eine Stunde ließen wir uns durch die Markthallen treiben und sammelten neue Eindrücke. Der morgige Tag wird dann endgültig beeindruckend: Dann geht es nach Teotihuacuan!

.

Yogya nach Mexiko – Überleben im Transit

So, nachdem wir ja übers Wochenende von der Landkarte verschwunden und offline waren, liefern wir euch unsere Erlebnisse natürlich nach: Als erstes geht es um unseren Transitweg von Indonesien nach Mexico. Insgesamt waren wir 48h damit beschäftigt, Asien hinter uns zu lassen und in Lateinamerika anzukommen. Start war um 5 Uhr morgens in Yogya: mit dem Taxi stilvoll zum Flughafen. Der Flughafen ist eher übersichtlich, und so konnten wir schnell einchecken und pünktlich abheben, was heißt pünktlich: Air Asia hat da einen neuen Ansatz gefunden … alle Passagiere da … prima, dann fliegen wir doch gleich los. Touchdown in Singapore mit dem netten Spruch: “We are pleased to announce that we have landed 40min ahead of schedule.”

Meow Gallery: The gallery is empty.

Am Flughafen von Singapore hatten wir 4h Aufenthalt, was bei diesem Flughafen ja schon eher ein Genuss ist, da man unheimlich viel in der Zeit machen kann, wie zum Beispiel schwimmen gehen, kostenlose Filme ansehn oder umsonst das Internet nutzen. Wir machten einen kleinen Ausflug in den Butterfly Garden und bewunderten die riesigen Schmetterlinge, bevor wir dann doch in der Business Class Lounge bei deutschen Zeitungen und gutem Essen (Indisch, Japanisch oder doch Europäisch) versackten.

Pünktlich um 16:15 ging es dann mit dem All Business Class Flieger in 15h direkt nach Los Angeles. In dieser Zeit genossen wir den Service und das Platzangebot von Singapore Airlines in vollen Zügen.

Hier seht ihr Claudia auf ihrem 76cm breiten Sitz kurz vor dem Servieren des 4-Gänge-Menüs (Sate-Spieße, Graved Lachs auf Salatbett, glasierte Ente an Kürbismus und Kokos-Mango-Eis); wie ihr seht passen da locker noch mindestens 2 oder 3 Nichten oder Neffen mit in den Sitz.

Nach dem tollen Essen zog sie sich noch  zwei Filme (Horrible Bosses und The Golden Compass) auf dem 15-Zoll-Bildschirm rein und versenkte stundenlang Piratenschiffe, bevor sie gemütlich in die Decke eingewickelt quer auf dem zum flachen Bett ausgebauten Sitz einschlief. So kamen wir dann doch noch recht entspannt in Los Angeles an.

Kaum auf amerikanischem Boden, fingen die Schwierigkeiten an. Die amerikanischen Einreiseformalitäten sind recht langwierig (ich sage nur ESTA-Application Wochen vorher) und auf den ersten Blick auch gewöhnungsbedürftig. Aber irgendwann hat man das dann doch auch geschafft. Auf dem Flughafen LAX sollten wir 4h Aufenthalt haben. Und was für ein himmelweiter Unterschied zu dem Airport in Singapore: Kein Wifi, keine tollen Angebote, ein Mc Donalds und ein Starbucks – das wars. Ich beschränke mich mal darauf zu sagen dass die ganze Umsteige-Aktion in den USA mit Zwischenflug nach San Francisco ca. 7h dauerte.

Zum Abschluss dann noch der United Economy Class Nachtflug nach Mexico City. Internationaler Flug – Flugzeit 4,5h – und dann stellt man fest, dass es bei United bei solchen Flügen Essen nur gegen Kreditkarte gibt – das ist schon ein bisschen happig für eine renommiertes Unternehmen. Trotzdem haben wir auch diese letzte Nacht heil überstanden und sind jetzt etwas durch den Wind, da die Zeit gar nicht mehr passt und wir statt gefühlten 48h nur 24h effektiv unterwegs waren (Datumsgrenze überflogen) – wo sind die jetzt eigentlich hin? (Falls ihr dazu Ideen habt, lasst es uns wissen 😉 ) Dafür hat in Mexiko bei der Einreise alles gut geklappt, wir kamen im Taxi flott zum Hotel und haben uns nach einer kurzen Neuorientierung gleich wieder ins Besichtigungsprogramm gestürzt – dazu mehr im nächsten Eintrag.

Soaking up the atmosphere

Yogyakarta ist eine dieser Städte, die ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick freigeben. Alle Hauptstraßen und Einkaufsviertel sind laut, hektisch, voller Motorräder, Menschen, Autos und was auch immer sich bewegen kann. Sobald man aber von der Hauptstraße abbiegt und in eine der ruhigeren Seitenstraßen eintaucht, um schließlich eine der kleinen Gassen zu erkunden, findet man eine Ruhe und Beschaulichkeit, die man nicht für möglich gehalten hätte.

Aber zurück zum Anfang des Tages: Wir hatten uns heute das Affandi-Museum als Ziel ausgesucht. Affandi war ein indonesischer Künstler, der sich für seine Werke ein phantastisches Haus im Stile Gaudís gebaut hat. Da wir Gaudí und sein Werk ja schon in Barcelona bewundert hatten, wollten wir sehen, was die indonesische Antwort darauf ist. Also machten wir uns mit dem Taxi auf und standen nach angenehm klimatisierter Fahrt von 20 Minuten vor dem Museum. Bevor wir aussteigen konnten, machte uns der Fahrer mit den Worten “Look … Closed Renovation” klar, dass mit dem gemütlichen Museumsbesuch nichts werden würde.

Also ließen wir uns zum Bahnhof chauffieren, von wo wir anfingen, die Nebenstraßen der Jl Malioboro zu erkunden (das ist die ominöse Haupteinkaufsstraße, die den Bahnhof mit dem Palast verbindet). Nach gemütlichem Schlendern fanden wir auch sofort ein nettes Café mit dem einladenden Namen Mi Casa es Tu Casa (Lateinamerika winkt schon 😉 ). Dort setzten wir uns gemütlich zum Tee hin und ließen uns von Bob Dylan unterhalten.

Vor dem Café wie auch in der gesamten Nachbarschaft hingen  Singvögelkäfige an den Fensterläden und unser gefiederter Freund gab sich alle Mühe, Bob Konkurrenz zu machen. Kein Wunder, hatter er doch vorher Spezialfutter in Form von Ameiseneiern erhalten (9 Euro das Kilo, sehr teuer für hier).

Im Café fanden wir noch eine Broschüre eines nahegelegenen Massagesalons – nein, nicht die aus Bangkok, sondern ein richtiger medizinischer Massagesalon – und dachten, uns das wäre doch noch das Richtige zur Entspannung, bevor wir uns morgen auf die Weiterreise machen.

Mit weichmassierten Füßen (Attila) und kerzengereinigten Ohren (Claudia) lassen wir den Tag nun wieder einmal am Pool ausklingen, bevor wir heute abend wieder in ein kleines vegetarisches Restaurant um die Ecke gehen, das in einem wunderhübschen Garten liegt.

Damit ihr einen Eindruck von den Preisen hier vor Ort bekommt, hier eine Beträge, die wir als Ausländer gezahlt haben:

  • Unser Hotel pro Nacht/Zimmer inkl Frühstück 21 Euro
  • Hauptgericht in einem netten Restaurant 2-4 Euro
  • frischgepresster Saft 80 Cent-1 Euro
  • Massage 1h 5 Euro
  • Taxifahrt 20 Minuten 2,50 Euro

Morgen verlassen wir Indonesien in Richtun Mexiko, was ungefähr 48h Transit bedeutet, aber da wir die Datumsgrenze überschreiten, auf dem Kalender nur 24h ausmacht ;-). Da wir die Internetverbindung in Mexiko noch nicht kennen, kann es sein, dass der nächste Blog etwas später als gewohnt kommt. Aber wir sind dran und werden uns melden, sobald wir wieder online sind!

Borobudur auf Japanisch

Heute war also der große Tag. Der Besuch von Borobudur, dem letzten großen archäologischen Monument Südostasiens, das wir noch nicht gesehen hatten.

Das bedeutete aber auch, morgens um kurz nach 4 Uhr aufzustehen und sich mit 5 weiteren Touristen in einen Minibus zu setzen. Der Verkehr war zu dieser Zeit zum Glück noch sehr spärlich, und deshalb kamen wir auch schon nach einer Stunde in Borubudur an. Raus aus dem Minibus, rein ins Besucherzentrum, Ticket ziehen … und los gehts …. aber Moment, was will die offiziell aussehende Frau neben mir mit dem Wickelrock in der Hand …. wie gewohnt erst mal ignorieren … aber die lässt einfach nicht locker und so langsam registriert mein Gehirn die Worte you take it – everyone has to wear it – without, no entrance to temple ….. also was solls, rumwickeln und wohl fühlen. Ja andere Länder, mehr sag i ned ….

Borobudur ist eine Stupa (ein buddhistisches Denkmal), die ca. im Jahre 800 in Form einer Stufenpyramide angelegt wurde. Um das Jahr 1000 wurde sie wahrscheinlich nach einem Ausbruch des Merapi aufgegeben und geriet bis ins 19. Jh in Vergessenheit und war zu diesem Zeitpunkt durch mehrere Erdbeben und Vulkanausbrüche nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der Stupa fand vor allem im 20. Jh. statt und ist bis zum heutigen Tag nicht abgeschlossen, da durch verschiedene Erdbeben und Vulkanausbrüche immer wieder Teile zerstört werden.

Meow Gallery: The gallery is empty.

Die Architektur des Borubudur folgt der buddhistischen Kosmologie, in der das Universum in 3 Welten unterteilt ist. Der untere Teil ist der irdischen Welt gewidmet. Darüber kommt die Übergangswelt, die auf 4 Terassen 1200 Reliefs zeigt. Die göttliche Welt sind die oberen Terassen, auf denen 72 in Gittersteinen eingebaute Buddas sitzen. Ich könnte hier noch eine ganze Abhandlung schreiben über die Bedeutung von Borubudur, aber ich schließe hier mit einer kleinen Zahlenübersicht, um die Größe des Bauwerks zu verdeutlichen

  • Kantenlänge der Stupa 110m
  • 504 Buddha-Statuen
  • 1300 szenische und 1200 figurative Reliefs
  • Aufbau aus 2 Millionen Steinblöcken, die alle bearbeitet werden mussten

Als wir nach einer Stunde alle Reliefs einmal abgeschritten hatten und nach ca. 200 Fotos endlich uns auf der obersten Ebene Platz nahmen, um die Morgensonne und die Aussicht auf den umliegenden Park und die Berge zu genießen … kam ein freundlicher Sicherheitsbeamter auf uns zu und meinte nur:
“You have to leave now! President is coming ….”
Wir dachten zuerst das wäre ein Scherz, aber die Menge an Militär, Polizei und sonstigen Sicherheitskräften, die die Anzahl an Touristen auf dem Bauwerk im Verhältnis 2:1 überschritt, überzeugte uns sehr schnell, dass das hier keine Übung ist – und so waren wir nach nur einer knappen Stunde schon wieder draußen. Schade, was uns bleibt, sind die tollen Bilder und das Gefühl, dass wir wegen des anstehenden Staatsbesuchs an diesem Morgen fast die einzigen Touristen waren, die überhaupt auf die Anlage durften. Aber bleibt zu hoffen, das wir die weiteren Besichtigungen auf unserer Reise nicht so gehetzt erledigen müssen.