Archiv des Autors: Claudia

Albanien: Offen, freundlich und entspannt

Nach einer Woche Buckelpistefahren und Blogschreiben hat Attila frei, und es liegt mal wieder an mir, über Mode- und Stilbeobachtungen aus fernen Ländern zu referieren.

In einem unserer (ziemlich neuen) Reiseführer wird behauptet, albanische Frauen würden sich konservativ kleiden, allzu freizügige Kleidung sei verpönt. Dazu drei Wörter: Das ist Quatsch. Klar, ältere Frauen auf dem Land laufen zum Teil mit Rock, Jacke und Kopftuch herum, aber man sieht in Albanien auch nicht mehr von diesen Frauen als z. B. in München. In den Städten können sich die Frauen gar nicht luftig genug kleiden. Bei den vielen schönen (und kurzen) Sommerkleidern, die am Montag in Tirana an mir vorbeigetragen wurden, wäre ich am liebsten sofort shoppen gegangen – als outdoorpräparierte, neutralitätsbemühte Deutsche habe ich mal wieder hauptsächlich Trekkinghosen, T-Shirts und lange Blusen dabei. In Shkodra auf der Public-Viewing-Meile sahen die Männer Fußball, während die Frauen gürtelbreiten Röcken und mit sensationellen Absätzen an ihnen vorbeiflanierten. Ich hatte eine muslimische 20-Jährige neben mir sitzen, die ein ultraknappes Top und eine superkurze Latzhose trug, und ihr katholischer Freund erklärte mir stolz, dass es in Shkodra die schönsten Frauen des Landes gebe. Und in jede Moschee, die wir offen vorfanden, wurden wir vom Wächter freundlich hereingewinkt, noch lange bevor ich mein Kopftuch aus der Handtasche hervorgekramt hatte (es ist inzwischen ganz unten im  Trolley gelandet).

Wir begegnen hier überall freundlichen, weltoffenen Menschen, viele sprechen fließend Italienisch, manche Englisch, Deutsch oder ein paar Brocken Türkisch, so dass wir immer wieder ins Gespräch kommen. Wenige Wörter oder Gesten können reichen, um sich gemeinsam zu freuen – vorgestern im Burgbezirk von Berat, eine Gruppe Frauen mit Baby  lagert am Wegesrand und fragt uns: „Anglez?“ (Seid ihr Engländer?) – „Gjerman“, antworte ich, und sofort zeigen sie mit dem Daumen nach oben, lachen und sagen „Futboll! Goal!“

Enver Hoxha hat das Land abgeschottet und mit Tausenden Bunkern ausgestattet, die heute noch die Landschaft zieren (auf einem unserer Fotos sieht man einen, schön gelegen im Olivenhain, Italien und Korfu fest im Blick). Über Jahrzehnte war der Kontakt zum Ausland offiziell verboten, und für mich war Albanien ein weißer Fleck auf der Landkarte, vollkommen ohne Assoziationen. In den wenigen Tagen, die wir nun hier sind, fühle ich mich hier ausgesprochen wohl und habe mich mehr Stunden mit Einheimischen  unterhalten als in allen bisherigen Italien-Urlauben zusammen. Wir sind weder beraubt worden noch übers Ohr gehauen, kein Mensch interessiert sich dafür, unser Auto zu klauen … stattdessen gibt es überall nette Begegnungen und viel zu lachen. Und natürlich eine sensationelle Landschaft, super Wetter und gutes Essen … da lasse ich die Bilder für sich sprechen, heute von einem Entspannungstag am Strand von Lukova!

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Kurze Gruesse aus Afrika

Hello again. Nach einem langen, aber angenehmen Flug von Buenos Aires nach Johannesburg sind wir nun im Kruger National Park angekommen und werden hier drei Tage lang die lokale Flora und Fauna bestaunen. Schon auf der Fahrt vom Eingang zum ersten Camp haben wir jede Menge Tiere gesehen! Einen ausfuehrlichen Bericht mit Fotos gibt es aber erst in ein paar Tagen, wenn wir wieder laenger ins Internet koennen. Bis dahin liebe Gruesse an alle!

InStyle in Südamerika

Nach all den Sport- und Grillnachrichten ist es heute an mir, eine Seite mit all den schönen Themen zu füllen, die Frauen bewegen:

a) Schuhe
b) Schminken
c) Schlank bleiben
d) Shopping

a) Schuhe
Nach mehreren Wochen Südamerika habe ich gelernt, dass Flip-Flops wirklich in fast allen Lebenslagen das korrekte Schuhwerk sind. Ob in der hippen Sushi-Bar in Rio oder am Rande des großen Gletschers Perito Moreno, mit Flip-Flops schlappt man schick und leger durch die Welt. Es gibt sie in Busbahnhöfen und Boutiquen zu kaufen, und die Auswahl ist unglaublich – Outdoor-Optik, Streifen und Karos, Herzchen und Einhörner wurden als Muster schon gesichtet. Weit abgeschlagen nach den Flip-Flops folgen als Schuhmoden hier die Römersandalen (am besten vergoldet), Turnschuhe, Gummistiefel und fellgefütterte Stiefel (auch im Sommer, zum kurzen Rock). Touristen laufen natürlich überall mit Trekkingschuhen oder Trekkingsandalen herum, schämen sich aber allmählich dafür und überlegen, die nächste Bergbesteigung doch in Flip-Flops anzugehen.

b) Schminken
Ich schminke mich ja nie viel und habe es im Urlaub zugunsten von Sonnencreme völlig aufgegeben. Aber hier ein kleiner Schminktipp für die Backpackerin, die für wenig Geld viel Farbe auf ihren Körper bekommen will: das Plastiktüten-Tattoo!

Man nehme: einen Arm voll Sonnencreme und eine billige, großflächig bedruckte Plastiktüte, z. B. von der Wäscherei um die Ecke. Man halte diese Plastiktüte bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit ca. 5 Minuten lang fest im Arm und ziehe sie dann ruckartig wieder ab. Das Ergebnis: ein wunderschönes Tattoo, das im ganzen Hostel bewundert wurde. Wenn das Muster nicht gefällt: Mit viel Seife wieder abwaschen und eine andere Plastiktüte ausprobieren.

c) Schlank bleiben
Schlank bleiben? In Südamerika? Das habt ihr doch nicht wirklich geglaubt. Unsere Blog-Leser beschweren sich ja schon seit Wochen über die Mengen an Essen, die wir fotografieren und beschreiben – und dabei halten wir die Hälfte vor euch geheim. Die Argentinier (und Mexikaner, Peruaner und Brasilianer) essen Tag und Nacht, jeder zweite Laden verkauft Tacos, Empanadas, Pizza, Grillhähnchen, Steak oder Sandwiches, dazwischen kommen die Keksgeschäfte und Bonbonläden. Die Argentinier haben erkannt, dass Kekse und Schokolade allein längst nicht süß genug sind, um all dem Grillfleisch etwas entgegenzusetzen, und füllen daher jede Süßigkeit noch mit ihrem milchigen Karamell (Dulce de leche). Als kleine Gegenbewegung gibt es auch Diät-Dulce-de-Leche-Produkte zu kaufen … Wer hier aber wirklich Diät machen will, sollte am besten Vegetarier UND Diabetiker sein. Da wir beides nicht sind, müssen wir lange Wanderungen machen, um all das Essen wieder abzutrainieren.

d) Shopping
Möglich, wenn man in den Großstädten genug Zeit und Geld hat, und genug Platz im Gepäck. Wir haben keins davon. Da wir ständig Kirchen, Plätze, Museen und Restaurants besichtigen, unser Geld begrenzt ist und das Gepäck noch mehr, beschränkt sich unsere Shopping-Ausbeute bisher auf ein Gummiarmband aus Yogyakarta, ein Strandtuch aus Rio de Janeiro und eine spanischsprachige Zeitschrift aus Buenos Aires, durch die ich mich den Rest des Urlaubs arbeiten werde. Attila hat in Cuzco schwer mit den Lama-T-Shirts geliebäugelt, konnte sich aber für keins entscheiden. Märkte und Malls gäbe es auf diesem Kontinent jedenfalls genug, mit Unmengen an Alpaca-Wollprodukten, modischen Schuhen (siehe oben), buntem Plastikspielzeug, einer schönen Auswahl an Büchern, überteuertem Schmuck und Uhren, eingelegten Pampashasen und anderen Spezialitäten. Aber im Gegensatz zu Thailand oder China versucht hier niemand, dem Touristen etwas aufzudrängen, und fliegende Händler sind relativ selten.

So, Attila hat fertig gepackt! Heute fahren wir mit dem Bus zurück nach El Calafate und fliegen dann nach Ushuaia. Der nächste Bericht – wenn die Internetverbindung dort funktioniert – folgt also aus der südlichsten Stadt der Welt. Bis dahin viele Grüße!

Glaciar Perito Moreno: Ein Gruß vom ewigen Eis

Nach drei Stunden Flug von Buenos Aires über die unendlichen Weiten Argentiniens sind wir gestern Abend gut in El Calafate gelandet. Heute haben wir den Gletscher Perito Moreno besucht – ein UNESCO-Welterbe und ein gigantischer Anblick. Fotos und Bericht folgen, sobald wir unser nächstes Ziel, El Chaltén, erreicht haben. Für heute nur ein kurzer Gruß aus Patagonien!

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Weihnachtsmesse auf Brasilianisch

Nach all der Strandidylle wollte ich vorgestern doch nicht vergessen, dass Heiligabend war. Also ging ich um neun Uhr abends in die Weihnachtsmesse in der Kirche Matriz Nossa Senhora dos Remédios, die am alten Hauptplatz von Paraty schräg gegenüber von unserem Hotel liegt.

Im Gegensatz zu den reich verzierten mexikanischen und peruanischen Kirchen, die wir besichtigt haben, ist dieses Gebäude hell und schlicht – ein sehr hoher, langer Raum, ganz in Rosa, Gelb, Grau und Weiß, mit dezenten Barockverzierungen, einem Hauptaltar und wenigen Seitenaltären, von denen einer zugunsten einer fast lebensgroßen Krippendarstellung verhängt war. Über dem Hauptaltar sind in vielen Wandnischen große Blumensträuße in Rosa und Weiß aufgestellt, und als Weihnachtsdekoration hingen goldene Sterne an blauen Bändern von der Decke.

Die Messe war gut besucht, wenn auch nicht überfüllt; Menschen aller Altersgruppen (und aller Hautfarben) in leichter Sommerkleidung. Am Eingang bekam jeder, der wollte, eine Kerze und die ausgedruckte Liturgie – vier eng beschriebene A4-Seiten, laut Impressum zentral produziert in São Paulo. Da ich Portugiesisch zwar mündlich kaum verstehe, aber recht gut lesen kann, war ich damit in der Lage, die Lesungen, Lieder und Gebete mitzuverfolgen.

Über zwei Stunden dauerte die Messe. Die erste halbe Stunde fand im Dunkeln statt, nur erleuchtet von den vielen Kerzen der Besucher. Danach wurde das Licht wieder angemacht, und auch die Ventilatoren sprangen an – eine Erleichterung nach der weihrauchgeschwängerten Schwüle am Anfang.

Gleich am Anfang gab es ein mir vertrautes Lied – „Hört der Engel helle Lieder“, natürlich auf Portugiesisch. Zwischendurch ein weiterer europäischer Klassiker, „Herbei, o ihr Gläubigen“. Die übrigen Melodien kannte ich nicht, viele Lieder klangen ähnlich wie Taizé-Gesänge, das „Heilig, heilig“ eher wie ein schmissiges russisches Tanzlied. Alle Gesänge wurden mit Gitarre, teils auch mit Flöte begleitet (eine Orgel habe ich in der Kirche nicht gesehen). Zwei gute Vorsänger mit Mikrofon dominierten den Gesang, die Gemeinde sang mehr oder weniger verhalten mit.

War anfangs nur ein Lektor zu sehen, der die Gemeinde begrüßte und die ersten Lesungen vortrug, füllte sich der Altarraum nach und nach mit vielen weiteren Aktiven, die in insgesamt vier oder fünf Prozessionen durchs Haupttor einzogen: der Hauptpriester, der die Predigt hielt und das Abendmahl vorbereitetet, mehrere weitere Priester und Helfer (darunter auch Frauen), Ministranten und Ministrantinnen und viele Würdenträger in weiß-grün-goldenen Gewändern. Die Prozessionen waren sehr beeindruckend, da alle Beteiligten weiß gekleidet waren, Kerzen, Kreuze und Weihrauchgefäße dabei hatten und die Gemeinde sich jedes Mal erhob und ihnen entgegensah. Eine der Prozessionen bestand nur aus Frauen, eine aus Eltern mit Kindern.

Nachdem die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium vorgelesen worden war, kam eine kleine, aber besonders anrührende Prozession: Ein junges Paar in Maria-und-Joseph-Verkleidung trug ein winziges Baby (mit Schnuller) zum Altar und legte es dort in eine Krippe. Das Baby schrie zweimal genau im richtigen Moment (als verschiedene Gesänge endeten) und bekam danach auch Applaus von der ganzen Gemeinde.

Nach dem Abendmahl (generalstabsmäßig organisiert an mehreren Punkten der Kirche ausgeteilt), den Fürbitten und dem Segen lud der Priester die Gemeinde ein, gemeinsam mit ihm aus der Kirche zu ziehen und als große Prozession einmal um den Hauptplatz zu gehen, um die Weihnachtsbotschaft in die Stadt hinauszutragen. Dazu wurden die Kerzen wieder angezündet, und mehrere Hundert Menschen zogen langsamen Schrittes, von Gesang begleitet, im Dunkeln um den Platz. Als wir an unserem Hotel vorbeikamen, setzte ich mich ab und ging wieder in die Lounge. Man konnte die Gesänge und Gebete aber noch etwa eine halbe Stunde lang hören.

Wie ich von unserer Wirtin erfuhr, versucht diese Gemeinde durch viele „jugendliche“ Elemente mehr jüngere Leute für die Kirche zu interessieren (und auch der Beginn dieser Messe – neun Uhr statt Mitternacht – ist ein Entgegenkommen).

Insgesamt ein sehr beeindruckendes Erlebnis und eine schöne Mischung aus vertrauten Elementen und ganz neuen Interpretationen von Weihnachten!

Zum Abschluss für die sprachlich Interessierten hier noch der portugiesische Text von „Stille Nacht“, das zum Abschluss der Messe auf dem Programm stand. Zwar wich die Gemeinde hier von den Vorschlägen aus São Paulo ab und sang als „Rausschmeißer“ eine lokale Version von „Jingle Bells“ … aber ich bleibe beim Klassiker und wünsche euch allen damit eine besinnliche Zeit mit euren Lieben:

Noite feliz! Noite feliz!
Ó Senhor, Deus de amor!
Pobrezinho nasceu em Belém;
eis, na lapa, Jesus, nosso bem:
dorme em paz, ó Jesus!
Dorme em paz, ó Jesus!

Noite feliz! Noite feliz!
Ó Jesus, Deus da luz!
Quão afável é teu coração
que quiseste nascer nosso irmão
e a nós todos salvar!
E a nós todos salvar!

Noite feliz! Noite feliz!
Eis que, no ar, vêm cantar,
aos pastores, os anjos do Céu,
anunciando a chegada de Deus,
de Jesus Salvador!
De Jesus Salvador!

Wunderheilung des höhenkranken Netbooks

In den letzten 24 Stunden schien alles schiefzugehen – und doch ist nun alles wieder gut. Statt eines entspannten Transit-Tages haben wir ziemlich viel Stress hinter uns, dafür aber auch viel Schönes erlebt.

Aber von vorn: Gestern Abend in Cuzco gingen wir nach zwei Pisco Sour (kostenlos im Hostel) gut gelaunt ins Zimmer. Ein letzter Online-Check vorm Schlafengehen? Fehlanzeige: Unser kleiner Reise-Laptop, der uns nun zwei Wochen lang treu begleitet hat, gab plötzlich den Geist auf. Ein paar letzte Quietscher, und nichts ging mehr. Auf der Festplatte: Mehrere Hundert Fotos aus Mexiko und Peru, die wir noch nicht anderweitig gesichert hatten.

Nach einer sorgenvollen Nacht ging der Morgen gleich mit schlechten Nachrichten weiter: Die Fernsehnachrichten im Frühstücksraum machten mit einer Explosion in Miraflores auf, dem Viertel von Lima, wo wir am gleichen Abend übernachten würden. Und die Fluglotsen kündigten einen landesweiten Streik vom 22. bis zum 24. Dezember an.

Ach ja, und unser Taxi zum Flughafen verspätete sich und wir nahmen aus Versehen den Hotelschlüssel mit zum Flughafen.

Habe ich erwähnt, dass heute Attilas Geburtstag ist? Nach Feiern war uns nicht so recht zumute.

Wenigstens verlief der Flug von Cuzco nach Lima problemlos (trotz Sitzreihe 13), und ein (verspäteter) Abholservice brachte uns in unser schönes Hotel. Am frühen Nachmittag brachten wir dann das Netbook zum Arzt: einem Computerspezialisten im Zentrum von Lima, den ich am Morgen noch von Cuzco aus recherchiert hatte (dem Hostel mit seiner kostenlosen Computernutzung sei Dank). Die Suche (mit einem ahnungslosen, aber sehr bemühten Taxifahrer) dauerte etwas länger, aber der Laden erweckte sofort unser Vertrauen: ein 10-qm-Kiosk in einer kleinen, etwas schmuddligen Marktpassage voller Second-Hand-Buchläden und winzigen Technikbuden, so wie wir es auch von unserer Zeit in Peking gewohnt sind. Und der Computerfachmann erwies sich als Wunderheiler: Kaum klappten wir das Netbook auf seinem Tresen auf und drückten den Startknopf, fuhr Windows hoch, als wäre nie etwas gewesen!!!

Mit viel Gelächter erklärte uns der Maestro, dass dieses Phänomen in Peru ganz normal ist: Viele Computer streiken, wenn sie auf Höhen von über 3500 m benutzt werden sollen. Unser Netbook hatte die dünne Luft von Cuzco einfach nicht mehr vertragen! Da wir uns die nächsten Wochen in sicherer Nähe zum Meer aufhalten werden, dürfte das Problem nun nicht mehr auftauchen. Um unsere kostbaren Fotos aber nicht wieder zu riskieren, sicherten wir gleich vor Ort noch alles auf Speicherkarte und USB-Stick und unterhielten uns währenddessen noch recht lustig mit dem Computerfachmann (in unserem improvisationsreichen Spanisch) und mit seinem jüngeren Bruder, der gern sein Englisch üben wollte.

Danach konnten wir endlich zu Kaffee, Kuchen und Kirchenbesichtigungen übergehen. Nach einem vollgepackten Nachmittag in der Altstadt sind wir nun entspannt wieder im Hotel. Mehr zu Lima und seinen Sehenswürdigkeiten folgt morgen – wenn das Netbook brav wieder anspringt 😉

Ollanta – vertikales Leben in den Anden

Nach dem Highlight Machu Picchu haben wir heute einen relativ ruhigen Vormittag in Ollantaytambo verbracht und „nur“ die Ruinen oberhalb des Ortes besichtigt. Besser gesagt, einen Teil des kostenlos begehbaren Teils davon. Ollanta liegt in einer Talsohle, und auf den Bergen rundherum ziehen sich überall terrassierte Anlagen aus der Inkazeit in die Höhe. Der Ausblick ist spektakulär, selbst wenn man nur eine Viertelstunde den Berg hinaufsteigt. Der restaurierte Teil der Anlagen ist eine Festung, von der aus der letzte Inka-Herrscher einen der wenigen erfolgreichen Kämpfe gegen die spanischen Eroberer geführt hat; daneben und darüber erstrecken sich weitere Terrassen, auf denen vermutlich vor allem Felder und Gärten lagen.

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Wie ich in einem sehr schönen Bildband vorgestern gelesen habe, waren die Städte der Inkazeit vertikal organisiert, damit die Einwohner Früchte aus verschiedenen Klimazonen nutzen konnten – von kälteunempfindlichen Kartoffeln (200 Sorten stammen aus Peru) über Quinoa bis zu tropischen Pflanzen wie Kakao. Zwischen Ollanta und Cuzco gibt es sogar eine landwirtschaftliche Experimentierstation aus der Inkazeit, in der eine Art Amphitheater aus Beeten in das Feld eingelassen ist, in dem die Inka-Forscher die verschiedenen Klimazonen ihres Reiches en miniature nachahmten. Kein Wunder, dass die peruanische Küche zu den vielfältigsten der Welt zählt.

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Wir ließen diese Sehenswürdigkeit allerdings aus und nahmen ganz normal den Minibus, der auf direktem Weg von Ollanta nach Cuzco fährt. Die Fahrt an sich ist schon spektakulär genug. Attilas Handy zeigte, dass wir bis auf ca. 3700 m Höhe fuhren (bei der Hinfahrt war mir durch die schnellen Höhenunterschiede schon etwas mulmig, auf der Rückfahrt ging es). Man sieht schneebedeckte Gipfel, steile Hänge, an denen sich Agaven und Kakteen an den Fels klammern (die werden mir in den Alpen auf jeden Fall fehlen!), weiter unten Hügel mit Feldern, auf denen Mais wächst und Rinder und Schafe weiden (die gab es bei den Inkas noch nicht, die hatten stattdessen immer ein paar Meerschweinchen griffbereit auf dem Küchenboden herumwuseln). Die Häuser sind klein, zum großen Teil nicht verputzt, alles sieht eher ärmlich aus, aber die Leute wirken fröhlich. Viele laufen in traditioneller Tracht herum, die wir auf der Fahrt von Nahem bewundern konnten, denn in unserem Bus fuhren einige Damen mit Zylinder, langen Zöpfen, bunten Strickjacken und weiten Röcken mit. Unser Minibus lieferte sich ein Wettrennen mit anderen Bussen und setzte uns nach ca. anderthalb Stunden wohlbehalten in Cuzco ab. Heute Abend ist weiterhin Entspannung angesagt, und morgen früh fliegen wir dann zurück nach Lima. Eine neue Herausforderung liegt vor uns: eine große, unbekannte Stadt und – nach 4 Tagen leichtem Gepäck – ganze 4 Rucksäcke voll Sachen 😉

Maria, Schutzpatronin Mexikos

Heute haben wir eine sehr interessante geführte Tour mitgemacht, die uns am Vormittag zur zweitgrößten Kirche der Welt brachte: der Basílica de Guadalupe. Sie steht im Norden der Stadt an der Stelle, wo im Jahr 1531 die Jungfrau Maria dem Eingeborenen Juan Diego erschien. Da der Bischof Diegos Bericht nicht glaubte, hinterließ die Jungfrau ihr Bildnis auf seinem Mantel. Dieses “Beweisstück” überzeugte: die Geistlichen ließen eine Basilika zu Ehren dieses Wunders errichten, die einheimische Bevölkerung nahm den neuen Glauben mit größerer Begeisterung an. Maria wurde in der Folge zur Schutzpatronin Mexikos und später sogar zur Kaiserin von ganz Lateinamerika ausgerufen; die Stätte ist einer der größten Wallfahrtsorte weltweit und zog allein dieses Jahr vom 9. bis zum 12. Dezember, dem Feiertag der “Virgen de Guadalupe”, 5 Millionen Pilger an. (Zum Vergleich: Das Oktoberfest hat in zwei Wochen 7 Millionen Besucher auf einer wesentlich größeren Fläche.)

Die ca. 1700 gebaute Basilika mit Goldmosaiken und barocken Verzierungen ist nicht sehr groß und kann diesen Anstrom längst nicht mehr aufnehmen. So wurde gleich daneben eine riesige moderne Kirche gestellt: Fassungsvermögen 4000 Personen, 9 Eingänge, runde Form, so dass man den Altar von fast überall gleichmäßig sehen kann, weite Flügeltüren, die die Ausdehnung des Gottesdienstes auf den ganzen davorliegenden Platz möglich machen. Mit ihren Betonwänden und riesigen braunen Lüstern verstrahlt diese Kirche so viel Charme wie das Parteitagsgebäude der KPdSU, doch wir gingen trotzdem mit einem breiten Lächeln hinein: Die gute Laune der Mariachi-Musiker, die vor der Tür ihre Lieder schmetterten, war einfach ansteckend. Pilger schleppten riesige Blumensträuße und bunt bemalte Marienfiguren in die Kirche oder rutschten auf den Knien über den Platz, um sich für erfüllte Bitten zu bedanken. Der Höhepunkt für die meisten dürfte der Anblick des Mantels von Juan Diego sein, auf dem immer noch das Abbild der Jungfrau Maria zu sehen ist. Er hängt im Altarraum der Kirche, und unter dem Mantel sind mehrere Laufbänder angebracht, auf denen die Pilgerscharen an der Reliquie vorbeifahren.

90 Prozent der Mexikaner sind Katholiken, etwa die Hälfte gehen mindestens wöchentlich zur Messe. Kein Wunder, dass Johannes Paul II. fünfmal hier war und auch Papst Benedikt nächstes Jahr zu Besuch kommen wird. In so einem Land muss Papst-Sein Freude machen. Spuren der freudigen Frömmigkeit der Mexikaner findet man überall in der Stadt – unsere kleine Bildauswahl aus drei Tagen Mexiko gibt davon einen ersten Eindruck.

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Morgen fliegen wir weiter nach Peru, davor schaffen wir hoffentlich noch einen Bericht vom zweiten Teil unserer Führung: Teotihuacan!

Mexiko – Altstadt und Condesa

Transit: 2 Tage, Schlafstunden währenddessen: ca. 3 (Attila) bis 8 (Claudia), Zeitumstellung im Vergleich zu Indonesien: 13 Stunden weiter, aber einen Kalendertag zurück, Hirnleistung: halbiert (nicht mal das Anfänger-Sudokus auf dem letzten Flug konnte ich lösen) – egal! In Mexico City dämmerte der Morgen, und nach einer kurzen Dusche in unserem schönen Hotel haben wir uns gleich wieder auf den Weg gemacht, um die Altstadt zu besichtigen.

Zunächst hatten wir uns ein reichhaltiges Frühstück verdient: Maisgrieß mit Hähnchenfleisch, in grüner Salsa gekochte Maisfladen, Bohnenmus, weitere Saucen, Taco-Chips, Kaffee und Gebäck in einem Frühstückscafé im Zentrum.

Danach wanderten wir durch die Altstadt. Es war ein ruhiger, kühler Morgen; wegen des halboffiziellen Feiertags der nationalen Schutzpatronin (La Virgen de Guadalupe) waren etwa die Hälfte der Läden geschlossen. In den Palacio Nacional konnten wir wegen einer Veranstaltung nicht rein, also besichtigten wir spontan eine Ausstellung volkstümlichen Kunsthandwerks – unfassbar farbenfroh und detailliert bemalte und geschnitzte Figuren, darunter Jaguare, Vogelmasken, Krippenszenen und dekorative Gefäße aller Art (leider durften wir nicht fotografieren). Farbenfroh dekoriert war auch der Zocalo, der große Platz im Herzen der Stadt, um den die Kathedrale, der Palacio Nacional und aztekische Tempelruinen herum liegen; ein riesiger Weihnachtsbaum (neben einer fast genauso großen Flagge) machte den glitzernden Blumendekorationen an den Fassaden Konkurrenz.

Auch sonst gab es viel zu sehen: prächtige Gebäude, die uns an Rom oder Barcelona erinnerten, Cafés mit reicher Gebäckauswahl in den Fenstern, Imbisse und kleine Lokale, an denen die Leute morgens um 11 Schlange standen, um ihre Tacos zu kaufen, jede Menge Museen und weitere Ausstellungen (die wir wegen noch weiter sinkender Hirnleistung allerdings nicht besuchten). Die Kirchen sind überaus prächtig mit Goldverzierungen, Reliefs und Figuren geschmückt, in der Kathedrale fanden mindestens alle zwei Stunden Messen statt.

Trotz aller Angebote war es aber an diesem Morgen sehr ruhig in der Stadt. Das änderte sich, als wir auf einen Straßenmarkt stießen, wo jede Menge Plastikspielzeug, Accessoires, blinkende Weihnachtsdeko und Kleidung verkauft wurden, untermalt mit Musik und Anpreisungen der Verkäufer. Da wir nun endgültig müde waren, fuhren wir aber zu einer Siesta zurück ins Hotel und machten uns am frühen Abend noch einmal auf, um die Umgebung – das Weggehviertel Condesa – zu erkunden.

In Condesa gibt es neben schönen Häusern auch viel Grün, dazu kleine Geschäfte und viele Bars und Lokale. Wir aßen jeder ein Eis – die Namen der Sorten haben wir vergessen, Attilas schmeckte wie “Lebkuchen meets Tropenfrucht” und meines am ehesten nach weißen Gummibärchen.  Dann gab es in kleinen Lokal Tacos mit einer sehr leckeren Döner-Füllung zum Abschluss eines sehr schönen ersten Tages in Mexiko.