Eremitage, ein Wort wie Donnerhall. Eines der größten Kunstmuseen der Welt. 4 miteinander verbundene Paläste, 365 Räume, 60.000 Exponate in der Ausstellung und weitere 3 Millionen im Keller. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt – und wenn man ehrlich ist, auch ein klein wenig enttäuschend. Das Ganze fängt mit dem kleinen Ärgernis an, dass es 2 Preise gibt: für Einheimische und Touristen. Da kann man ja noch drüber hinwegsehen. Solche Dinge gibt es in vielen Ländern. Dann die wunderbare Empfehlung, dass man die Karten doch lieber online kauft, da man sonst 2h anstehen muss. Ja stimmt – online gekauft – heißt nur eine Stunde anstehen. Warum? Tja, leider muss man die Karten, die man im Internet erworben hat, an einem Spezialschalter in ein echtes Ticket umtauschen. Leider geht das nicht so schnell, da es nur einen Schalter gibt und an diesem Schalter mit unfassbarer Gründlichlkeit gearbeitet wird. Soll heißen, obwohl man alle Daten schon im Internet angegeben hat (inklusive Schuhgröße usw.), werden alle diese Daten noch einmal händisch in eine Tabelle übertragen. Dann wird von allen, die ein Ticket wollen, der Pass überprüft. Nicht nur der Käufer, sondern auch die Mitreisenden müssen den Pass vorlegen. Dann wird endlich auf einem Nadeldrucker die gewünschte Eintrittskarte gedruckt, deren Empfang man dann aber noch mit Unterschrift bestätigen muss. Unfassbare Bürokratie, die ad absurdum geführt wird, da es seit Neuestem Ticketautomaten im Innenhof gibt, bei denen man schnell und einfach Tickets zum russischen Preis erlangen kann und exakte 3 Minuten anstehen muss. Nachdem man diese Hürde überwunden hat, kommt man endlich in das Museum. OK es ist voll, klar die Tourgruppen haben das Areal voll im Griff. Spannenderweise hauptsächlich aus Italien und China. Bunt gemischt also. Was einen aber viel mehr aufregt, ist, wie lieblos die ganze Ausstellung zusammengestellt ist. Einfach alles an irgendeine Wand geklatscht. Beleuchtung mangelhaft.
Teilweise direkt in der Zugluft neben offenen Fenstern, und Fotografieren mit Blitz gar kein Problem. Also die Bilder haben hier echt kein leichtes Leben. Alarmanlagen? Fehlanzeige, man kann sich den Bildern bis zur Nasenspitze nähern, Draufhusten inklusive … Also die einzigen Ausstellungen, die uns gefallen haben, waren eindeutig die Ostasienräume, keine Touristen und wunderschöne Objekte, die man in entspannter Atmosphäre besichtigen kann. Ansonsten gab es natürlich noch einige prächtig verzierte Säle, aber davon haben wir hauptsächlich Deckenfotos, weiter unten kamen einem immer die Tourgruppen ins Bild 😉
Wir waren auf jeden Fall froh, als wir das Museum wieder verlassen hatten und uns auf der nächsten Insel eine ruhige Ecke gesucht hatten, um das Erlebte zu verdauen und den Blick auf die Eremitage von außen zu genießen.
Wenn man sich für Kunst interessiert und sich aus dem allgemeinen Touristenstrom lösen will, bietet sich das Projet Etagi an. In einer ehemaligen Brotfabrik hat sich eine Künstlerkolonie niedergelassen mit kleinen Läden, Galerien und natürlich einem Café. Alles um einiges abenteuerlicher als die Eremitage.
Erst mal muss man sich durch das Nachbarhaus schlängeln, um in den richtigen Hinterhof zu gelangen. Dann muss man auch den Mut aufbringen, in das baufällige Gebäude reinzugehen und die Stufen hinaufzusteigen, aber oben wird man belohnt. Ein Künstlercafé und mehrere tolle Ausstellungsräume. Ein Platz zum Wohlfühlen und Entspannen. Kann man nur empfehlen!
Der Bürokratismus, möglicherweise noch ein Relikt aus vergangenen Zeiten der durch den Komfort den das Internet bieten (kann) hoffentlich bald überlebt wird.