Silvester 2012, ein langes Wochenende zum Jahreswechsel – auf der Suche nach einer für mich unbekannten Region! München als Abflugort, gemeinhin nicht das Eldorado für Billigflieger, bietet bei frühzeitiger Buchung, durchaus moderate Flugpreise zu interessanten, ungewöhnlichen Städtezielen. Auch gute Hotels bieten längerfristig gebucht, hohe Ermäßigungen an.
Nach der Anreise mit Lufthansa und einem Taxitransfer (ca. 15 €), Linienbusse bzw. Flughafentransferbusse fahren nach ca. 20.00 Uhr nicht oder bestenfalls stündlich, war das ideal, am Rande der Altstadt von Danzig gelegene Hotel erreicht.
Am nächsten Morgen bot sich vom Zimmer im 11. Stock trotz etwas Dunst ein grandioser Anblick auf die Marienkirche, die Brigittenkirche sowie Teile der Altstadt.
Jetzt konnte die Stadterkundung mit unseren Reiseführern beginnen. Der Marco Polo Guide ist geeignet um Informationen über die “Genussfaktoren” (Übernachten, Essen, Fun) zu bekommen. Der Danzig-Reiseführer, nur in Danzig erhältlich, ist gefüllt mit geschichtlichen Informationen über die Sehenswürdigkeiten.
Um auch einen Eindruck vom Umland zu erhalten war ein Ausflug nach Marienburg / Malbork geplant.
997: Erstmalige Erwähnung der Siedlung Gyddanyzc (Danzig)
Nec Temere | Nec Timide
Weder unbesonnen noch furchtsam
1184 / 85: Gründung des Zisterzienserklosters Oliva
das deutsche Handwerker und Händler nach Danzig zog.Der Baubeginn der jetztigen Kathedrale in Oliva war nach dem großen Brand von 1350.
Mit 107 m ist sie die längste Kathedrale Polens.
1224 / 25: Gründung der deutschen Stadt mit lübischem Stadtrecht
Die Nikolaikirche (ab 1348), Fundamente des Vorgängerbaus vom Ende des 12. Jhdts. finden sich unter den Markthallen.
1309: Danzig wird in das Ordensgebiet des Deutschen Ordens integriert
Von den Deutschen Ordensrittern erbaut:
Die Große Mühle (1350), die größte im mittelalterlichen Europa, am Radaunekanal
1346: Das Kulmer Stadrecht gilt für Danzig
Das mittelalterliche Recht, dass durch die Verwaltung des Deutschen Ritterordens für bestimmte Städte Preußens galt.
Nahezu zeitgleich, 1343 wurde der Grundstein zur heutigen Marienkirche gelegt.
Trotz schwerer Schäden im 2. Weltkrieg und der im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erfolgten Umbauten, hat die größte Backsteinkirche der Welt nichts von Ihrer Imposanz verloren!
Mit ihrer Länge von 105 Metern sowie der Breite von 66 Metern bietet sie Platz für 25.000 Menschen!
1361: Vollmitglied der Hanse
Die Birgittenkirche wurde ab 1394 gebaut, 1981-83 das inoffizielle Gotteshaus der Solidarność
16. – 17. Jahrhundert: Das “goldene Zeitalter”
Das Große Zeughaus (1600) am Targ Węglowy (Kohlenmarkt)
Długi Targ / Langer Markt Rechtstädtisches Rathaus (1379)
Neptunbrunnen (1633) mit Bürgerhäusern aus dem 16. Jhdt. sowie dem Artushof (1481)
Długi Targ / Langer Markt und das Grüne Tor von 1564
1.September 1939: “Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen”
Adolf Hitler eröffnet mit Schüssen des Panzerschiffes “Schleswig-Holstein” auf die Westerplatte, vor den Toren Danzigs gelegen den 2. Weltkrieg.
Bis heute sind ganz zentral, auf der Speicherinsel – gegenüber des Krantores (15.Jhdt.), die Ruinen der einstigen Speicherstadt unverändert erhalten!
1980: Die von Lech Wałęsa gegründete Gewerkschaft Solidarność leitet die Veränderungen im kommunistischen Osteuropa ein
Die Leistungen von Lech Wałęsa werden u.a. durch den nach ihm benannten Flughafen gewürdigt.
Danzig 2012 / 2013
Bernstein soweit das Auge reicht!
Spuren des alten Ostens, Nachbarn des modernen Europas…
…verbunden mit aller Welt!
Ausflug in die größte Backsteinburg Europas: Die Marienburg
Vor dem Danziger Bahnhof findet man ein Denkmal, dass den jüdischen Kindertransporten von 1939 gewidmet ist.
Die Fahrt mit der in die Jahre gekommenen Bahngesellschaft dauert rund 70 Minuten und kostet dafür nur ca. 5 € für die Hin- und Rückfahrt. Vom Bahnhof kann man die Burg bereits sehr gut sehen, der Weg ist ca. 1,5 km und man ist gemütlich in 30 Minuten hingeschlendert. Der Eintritt, in die wirklich sehenswerte Burg, ist mit ca. 7,80 € teuerer als die Bahnfahrt.
Die Marienburg liegt an der Nogat. Diese etwas veränderte Brücke war vielen Ostpreussen u.a. Marion Gräfin Dönhoff (“Namen die keiner mehr nennt”) 1945 lebenswichtig auf Ihrer Flucht nach Westen.
Die Marienburg – gegründet vom Deutschen Ritterorden.
Das Hochschloss mit Marienkirche und Hauptturm wurden von 1270 – 1300 gebaut.
Einst eine politisch mächtige Militäranlage Europas, war die Marienburg im 14. und 15. Jhdt. auch die größte Burganlage der Welt.
Nicht nur die Deutschritter genossen die Tafelfreuden – nach einem Tag in der Burg empfiehlt sich auch heute ein typischer polnischer Pirogen-Imbiss in Marienburg/Malbork.
Fazit der Reise:
Danzig ist unbedingt eine Reise wert, empfehlenswert für Leute die ungewöhnliche Regionen kennenlernen möchten. Danzig, viele Jahrhunderte eine Bastion des Deutschen Ritterorders, eine mächtige, stolze und reiche Hansestadt. Viele Jahrzehnte durch Preussische Kultur und Tradition geprägt. Einige Jahrzehnte zugehörig zum kommunistischen Ostblock, heute eine sehenswerte, historische und doch weltoffene Stadt in der Mitte Europas.
Hallo Lucia, wunderschöne Fotos! Ich war Ende der 80-er auf Klassenfahrt in Danzig, damals hatte es noch wesentlich mehr Ostblockcharme (dafür haben wir unheimlich nette Leute kennen gelernt). Wenn ich deine Bilder sehe, habe ich das Gefühl, ich müsste mal wieder hin!
Hallo Claudia,
ja Danzig ist wirklich schön. Ich werde das in irgendeinem Sommer wiederholen…