Archiv des Autors: Attila

Friaul-Julisch Venetien zu Gast in München

Habt ihr schon mal San Daniele Schinken gegessen?
Letzte Woche gab es in München die einmalige Gelegenheit, in einem kleinen Laden des Consorzio del Prosciutto di San Daniele diesen Schinken in Verbindung mit Wein aus dem Friaul zu verkosten. Was ist nun das Besondere am Schinken aus San Daniele? Ich könnte euch jetzt viel über das besondere Mikroklima der Region, die genau zwischen den feuchten Winden der Adria und den kalten Luftströmungen der Alpen liegt, erzählen, oder dass es nur 31 Betriebe gibt, die aus Schweinefleisch und Salz den Schinken in großen Reiferäumen direkt am Knochen reifen lassen, oder  oder oder oder … Aber ganz ehrlich – er ist einfach unheimlich lecker. Und mit einem Gläschen Friulano schmeckt er gleich noch mal so gut. Weiterlesen

Eine Erfahrung mit allen Sinnen in den Ökomuseen

Heute habe ich eine Pressemitteilung vom Tourismusverband Friaul-Julisch Venetiens zum Thema Ökomuseen erhalten. Im Gegensatz zu klassischen Museen sind die Ökomuseen lebendige Orte, in denen die Bewohner ihre Traditionen und Bräuche bis heute bewahrt haben, im Einklang mit der Kulturlandschaft leben, und so eine ganze Gegend auf einzigartige Weise für die Besucher erlebbar machen.

Hier der vollständige Text mit den Links zu den jeweiligen Ökomuseen:

Die Region Friaul-Julisch Venetien anhand ihrer Traditionen, Zeugnisse und der Identität der lokalen Gemeinschaften entdecken: genau das bedeutet das Projekt Ökomuseen, innovative Formen der Museumsdidaktik, die Besuchern das Kostbarste nahe bringen, was jeden einzelnen Landstrich auszeichnet, einen immensen Schatz, den die Geschichte der Einwohner dieses Gebiets angesammelt hat.

In Friaul-Julisch Venetien gibt es vier Ökomuseen: das Ökomuseum Acque del Gemonese, das Ökomuseum Lis Aganis, das Ökomuseum Val Resia und das Ökomuseum I Mistîrs. Hier wird das gepflegt, was das Land zu bieten hat, die Landschaft und die vorhandenen materiellen und nicht materiellen Kulturgüter, es geht um den Schutz der physischen und biologischen Erscheinungen des Landes, um die Rückbesinnung auf Lebens- und Arbeitsweisen, lokale Produktion, traditionelles Wissen.

Umweltbewusstsein, wirtschaftliche und gesellschaftliche Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt des Ökomuseums Acque del Gemonese, in dem ein neues Modell für den Umgang mit dem Land vorgeschlagen wird, in dem die zahlreichen Naturschönheiten in den Vordergrund gerückt werden (Quellen, Seen, Bäche, Flüsse) und ebenso die vielen materiellen und nicht materiellen Zeugnisse der ortstypischen Kultur (Wassergewinnung, Feldraine, Mühlen, Brunnen, Waschhäuser, aber auch Lebens- und Arbeitsweisen, traditionelles Wissen, lokale Produktion), die in der Gegend um Gemona ein wahres System darstellen.

Wasser, Steine und Handwerk sind die Themenbereiche des Ökomuseums der Friaulischen Dolomiten – Lis Aganis. In diesem Ökomuseum, das im Gebirge um Pordenone liegt, dreht sich in der Tat alles um das bäurliche Leben in den Bergen, also in einem Landstrich, in dem die Identitätsbewahrung und der Schutz der lokalen Kulturgüter Voraussetzung für das Überleben der Gemeinden sind. Besonders großgeschrieben wird hier die Didaktik: zusammen mit den zuständigen Behörden und Lehrkräften werden Workshops, Entdeckungsreisen und Seminare veranstaltet.

Das Ökomuseum Val Resia im Naturpark der Julischen Voralpen ist in vier Abteilungen gegliedert, die ebenso viele, besonders bedeutende Orte abdecken. Eigentlich handelt es sich um verschiedene Pfade durch Natur und Kultur, auf denen mit dem Geist gewandert wird, um das Tal zu “entdecken”, um in die ausdruckstärksten Ortschaften zu gelangen und das Wesentliche zu verstehen, das uns selbst ausmacht, aber auch die Natur- und Gesellschaftsgeschichte des Resia-Tals und der Bevölkerung, die dort gelebt hat und heute noch dort ansässig ist.

Im Ökomuseum I Mistîrs in Palauro (Udine) in Carnia geht es vor allem um die Beziehung zwischen der Bevölkerung und ihrem Land: eine Museumsrealität, in der alte Handwerkstechniken und die Wiederentdeckung vergessener Berufe im Mittelpunkt stehen. Mit didaktischen Veranstaltungen in Schulen, ethnografischen Sammlungen und Workshops hat sich dieses Ökomuseum zum Ziel gesetzt, die Kultur des “Wissens” mit der Kultur des “Könnens” in Zusammenhang zu bringen, um die erzieherische Funktion der “Arbeit” hervor zu heben.

Die Museumsbesuche sind kostenlos mit der FVG Card, einem Pass für die Entdeckungsreise durch Friaul-Julisch Venetien mit vielen Serviceleistungen, um die Region in vollen Zügen zu einem günstigen Preis zu genießen! Ein Angebot mit über 200 an der Initiative teilnehmenden Einrichtungen sind in einem Taschen-Reiseführer aufgelistet, der beim Kauf der FVG Card kostenlos vergeben wird.

Weitere Informationen unter http://www.turismofvg.it/Natura/Ecomusei

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Willkommen in Friaul-Julisch Venetien

Cividale del FriuliIhr sucht eine Alternative zu den üblichen Feriendestinationen in Italien? Dann hätte ich einen Vorschlag für euch:
Friaul-Julisch Venetien – im äußersten Nordosten Italiens liegt eine Ferienregion, die mir in den letzten Jahren richtig ans Herz gewachsen ist.
Warum? Friaul-Julisch Venetien ist eine Region, die in weiten Teilen noch nicht dem Massentourismus an der Adria zum Opfer gefallen ist und in ihrer Vielfalt auf engstem Raum einzigartig ist. Vom höchsten Gipfel der südlichen karnischen Alpen bis zum Strand von Grado sind es gerade mal 150 km. Dazwischen findet man einsame Bergdörfer, Weinberge, Festungsstädte, Schlösser und einzigartige Ausblicke auf die Adria.
Und das Ganze liegt nur 3 1/2 Autostunden von München entfernt. In den kommenden Wochen werde ich euch einige dieser Orte in loser Reihenfolge vorstellen – kommt mit auf eine einmalige Reise in ein unbekanntes Land! Weitere Infos findet ihr vorab auch auf der Facebook Seite: DiscoverFVGGermany

 

 

 

 

Friulanische Mandeltarte

Die friulanische Mandeltarte ist ein traditioneller Kuchen aus der Provinz Görz. Diese Version ist mit weniger Mandeln, dafür aber cremiger und runder im Geschmack – Viel Spaß beim ausprobieren.

Zutaten:
450g Mehl
75g Zucker
100g Butter
3   Eier
3  Eigelb
40g Hefe (1 Hefewürfel)
75g Mandeln (in Stiften)
75g Rosinen
Semmelbrösel
2   Zitronen – Zitronenzesten verwenden
7 EL Rum

1.    Rosinen im warmen Wasser für 15min einweichen danach ausdrücken und bereitlegen
2.    Hefe in warmen Wasser auflösen
3.    Mehl in eine Schüssel sieben und in der Mitte eine Mulde machen
4.    3 Eier, 3 Eigelb, Zucker, Rum, Zitronenschale, weiche Butter, Hefe in die Mitte geben
5.    Kneten, bis sich eine homogene Masse ergibt
6.    Rosinen untermischen
7.    1h Stunde an einem warmen trockenen Ort aufgehen lassen
8.    Springform fetten, Semmelbrösel auf dem Boden ausstreuen
9.    Mandeln auf dem Boden verteilen
10.    Teig darüber
11.    1h gehen lassen
12.    1h bei 180C backen

Italien – Sehnsuchtsorte Teil 2: Topolò

Die letzte Station unserer Adriaumrundung war das Friaul, wo wir uns wie im letzten Jahr in Topolò ein Ferienhaus gemietet hatten. Jetzt fragt sich der geneigte Leser verwundert, wer geht denn freiwillig ins Friaul und dann auch noch in einen Ort namens Topolò, den wirklich niemand kennt? Also betreibe ich hier mal ein bisschen Aufklärung. Das Friaul ist eine wunderschöne Kulturlandschaft, die im Nordosten Italiens an den Grenzen zu Österreich und Slowenien liegt. Im Süden liegt das Meer und im Norden die Berge. Im Osten wunderschöne Weingebiete, mit vielen Weingütern, wo man guten Weißwein verkosten und kaufen kann. Klar, es ist nicht die Toskana, aber in vielen Bereichen kann diese schöne Landschaft mit der weit berühmteren Region in der Mitte Italiens mithalten, und sie hat einen weiteren unschlagbaren Vorteil – sie ist keine 400 km entfernt von München.

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Italien – Sehnsuchtsorte Teil 1: Euganeische Hügel

Mit der Ankunft in Bari haben wir den Balkan nun hinter uns gelassen. Italien: die letzte Station unserer Reise. Da wir die 1250 km nach München nicht in einem Rutsch erledigen wollten, haben wir uns auf dem Weg in den Norden noch einige Zwischenstopps gegönnt. Unser erstes Ziel waren die Euganeischen Hügel in der Nähe von Padua. Bis dorthin waren es immerhin auch schon über 700 km, also war der Tag mit Autofahren auf den italienischen Autobahnen recht gut gefüllt.

Aber leider dauerte das Ganze noch einen deutlichen Zacken länger, da wir über 150 km eine Baustelle zu meistern hatten, wo es neben Geschwindigkeitsbegrenzungen – 60 km/h für Ausländer (5%), 100 für vorsichtige Italiener (5%) und 130 für den Rest – auch viel stockenden Verkehr gab. Da das Thermometer sich unerbittlich der 40-Grad-Marke näherte, gönnten wir uns in der Nähe von Ancona eine Stunde Strandurlaub mit Besuch in einem gut gekühlten Restaurant. Darüber hinaus musste natürlich der obligatische Stopp im Supermarkt Esselunga sein, wo wir uns mit Olivenöl und Risottoreis für Deutschland und sonstigem Essen für unser Ferienhaus in Topolò eindeckten.

Durch diese Verzögerungen kamen wir dann doch recht spät in den Euganeischen Hügeln an und fielen in unserem Landhaushotel eigentlich sofort ins Bett, ohne uns noch größer um die schöne Landschaft zu kümmern. Das musste aber am nächsten Morgen sofort geändert werden. Also raus aus den Federn und durch die wunderschönen Weinberge nach Valsanzibio. Valsanzibio? Noch nie gehört, oder? Ja, das ist das Problem, wenn man als Sehenswürdigkeit im Hinterland von Venedig liegt, wo sich die Touristenmassen türmen, die aber den Dunstkreis der Lagune nie verlassen. Deshalb sind Orte wie Padua, Ferrara und auch die Euganeischen Hügel wunderbare stille Ecken, in denen man tolle Dinge entdecken kann, ungetrübt vom Massentourismus. OK, Touristen kommen auch hierher, aber meist doch Italiener aus den Großstädten der Umgebung für einen Wochenendausflug, um den Wein,  das gute Essen und die Thermen zu genießen.

So, genug abgeschweift – zurück nach Valsanzibio zur Villa Barbarigo. Hier findet man einen der besterhaltenen Barockgärten Italiens. Die Villa gehörte einem venezianischen Adligen, der hier in den euganeischen Hügeln seine Sommervilla erbaute, um der Hitze Venedigs zu entfliehen. Die Gartenanlage wurde von seinem Sohn Gregorio Barbarigo konzipiert (ich zitiere das Informationsblatt: “Der erstgeborene Gregorio, Kardinal und zukünftiger Heiliger, inspirierte die mystische Symbolik des Projektes”).  Umgesetzt wurde das Projekt von Luigi Bernini, der auch für den Vatikan tätig war und vor allem für seine Brunnen berühmt war. Die ganze Gartenanlage ist so konzipiert, dass der Weg des Menschen zu seiner Erlösung nachempfunden werden kann. Wow, das ist doch schon mal beeindruckend. Ich will ja niemanden hier mit der ganz ausführlichen Beschreibung langweilen, aber der Garten mit seinen über 70 Statuen ist ein einmaliges Erlebnis. Der wunderschön angelegte Irrgarten, die Wasserspiele und die Skulpturen sind herausragend. Eine Skulptur will ich doch noch beschreiben: Die Zeit, dargestellt als geflügeltes Wesen, das auf einem Sockel ruht und einen Kuboktaeder auf den Schultern trägt. Sie hat ihren Flug durch den Raum unterbrochen und symbolisiert hier die Transzendenz. Man bewegt sich hier als Mensch von der Immanenz zur Transzendenz; die
Symbolik erlaubt es dem Betrachter, an dieser Stelle sein Irdendasein zu verlassen …. äh stopp, das wird doch alles viel zu philosophisch. Also gut, ich lass es hier mal gut sein, aber die alten Meister haben sich echt was gedacht, als sie so einen Garten anlegten.

Nach so viel Philosophie widmeten wir uns doch lieber den spielerischen Elementen des Gartens, sprich den lustigen Wasserspielen, wo der geübte Tourist sich bequem die Füße kühlen kann. So erfrischt, begaben wir uns ganz irdisch mit dem Auto ins Friaul, wo unsere letzte Station auf unserer Reise durch Raum und Zeit auf uns wartete: ein Ort, der eindeutig aus der Zeit gefallen ist – Topolò – dazu aber morgen mehr !

 

Durch Griechenland über 1000 Wellen nach Italien

Wie ja schon befürchtet, verloren wir in Italien unsere Internetverbindung und damit die Möglichkeit, weiterhin hier tolle Artikel zu posten. Nun sind wir aber wohlbehalten wieder zurück in München, und nachdem sich die Anfangswirren (einkaufen – selber kochen – waschen – arbeiten) wieder normalisiert haben, komme ich nun dazu, unsere Reise auch im Blog abzuschließen. Also … nach unserem tollen Aufenthalt in Ohrid stand am nächsten Tag die Fahrt zum griechischen Fährhafen Igoumenitsa an. Wie ja schon im letzten Artikel beschrieben, waren die Straßen in Ohrid wieder recht eng, hier mal ein Bild auf dem Weg von unserem Hotel zurück in die Zivilisation – wohlgemerkt: Das ist keine Einbahnstraße 😉

Der erste Stopp auf dem Weg war Bitola, noch in Mazedonien. Laut Reiseführer sollen hier die schönsten Frauen des Balkans herkommen – nu ja – war wahrscheinlich der falsche Samstag, um in einem Café zu sitzen und die Hauptflaniermeile zu beobachten … Also weiter, denn Griechenland wartet auf uns mit einer schönen Autobahn, die zwar herrlich asphaltiert ist (siehe Bild), aber keinerlei Raststationen oder Parkplätze hat. Beliebte Rastplätze der lokalen Bevölkerung sind Brücken. Unter jeder Brücke steht mindestens ein Auto, wo Leute picknicken … Da uns das doch etwas komisch war, fuhren wir runter von der Autobahn und hielten unter dem einzigen Schatten spendenden Baum des Ortes, um dort unser Mittagessen einzunehmen. Die Bevölkerung war zwar etwas verwundert, aber egal.

So, genug des Cruisens, jetzt stand wieder mal eine historische Stadt zur Besichtigung an. Aus strategischen Gründen hatten wir uns den Ort Ioannina ausgesucht. Von hier war es nur noch eine Stunde bis zum Fährhafen, und so konnte man noch entspannt im Café sitzen und die schöne Altstadt besichtigen. Bei der mörderischen Mittagshitze war unser erstes Ziel natürlich ein schattiges Straßencafé. Wir fanden einen netten Platz, wo viele junge Leute (ja, wir hoben den Altersschnitt mal wieder deutlich 😉 ) am Tavla-, sprich Backgammon-Spielen waren. Also kühlen Eiskaffee bestellt und auch eine Runde gezockt. Wie immer hatte ich gegen meinen Vater keinen Chance, vor allem muss man aufpassen, dass er einen beim Würfeln nicht ab und an übervorteilt. So entspannt konnten wir uns der geschichtlichen Seite des Besuchs widmen 😉

Ioannina gehörte fast 500 Jahre zum osmanischen Reich und hatte als regionales Handelszentrum eine hohe Bedeutung. Lange Jahre lebten in der Stadt Griechen, Türken, christliche und muslimische Albaner, Aromunen (Walachen) und Juden. Selbst heute kann man im Stadtbild noch den orientalischen Einfluss sehen. Die zwei schönen Moscheen und die Ruinen der türkischen Bäder sind ein lebhaftes Zeugnis der Vergangenheit.

Und man begegnet auch wieder einem alten Bekannten aus Albanien – Ali Pascha, der hier Endes des 18. Jh.s Gouverneur war, sich herzlich wenig um die Hohe Pforte kümmerte und seinen eigenen Kleinstaat aufbaute, der bis weit nach Albanien reichte, wie seine vielen Burgen im Süden Albaniens heute noch beweisen. Das Bild hier nebenan zeigt sein Grab, das mit einem kunstvollen Eisengitter verziert ist.

 

So, genug des Besichtigungsprogramms und auf zum Fährhafen. Also mal ganz ehrlich … ich hab ja schon so ein paar Fährhäfengesehen, aber der in Igoumenitsa war mal wieder echt was für Kenner:
Ausschilderung? Nein.
Parkspuren, auf denen man wartet, bis man eingewiesen wird ? Äh … nein.
Einweiser? Nu ja, schon irgendwie, aber auch nicht so genau.

Mehr oder weniger drängten sich alle LKWs an der Rampe, und dann wurde so lange hin und her rangiert, bis das Schiff voll war. Ach ja, das war ja das Schiff nach Ancona … unser Schiff legte am selben Kai ne halbe Stunde später an. Aber da die erste Fähre Verspätung hatte, vermischten sich am Anfang die Autos nach Bari und nach Ancona und blockierten die ganze Sache zusätzlich. Zum Glück waren wir ja noch außerhalb der Hauptreisezeit, und deshalb war unser Kutter (im Vergleich zu den anderen Fähren hatten wir eine Nussschale) auch nicht voll, sondern höchstens zur Hälfte gebucht. Das hatte den Vorteil, dass wir in der Lounge mehrere Sitze nebeneinander beanspruchen konnten und so während der achtstündigen Überfahrt einigermaßen bequem schlafen konnten. Am besten gelang das Claudia, die hat in der Zwischenzeit die Ruhe weg und kann egal wo – Bus, Auto, Schiff, Flieger – ohne Probleme durchschlafen, da stört kein Lärm, Musik oder Hühnergeschrei 😉 —- beneidenswert.

So, jetzt hab ich schon wieder recht viel geschrieben, aus diesem Grund werde ich unsere Italientage in einem zweiten Blogeintrag zusammenfassen. Bis dahin viel Spaß!

Ohrid – Weltkulturerbe Mazedoniens

Nach einem weiteren beeindruckenden Frühstück, dieses Mal mit süßem Porridge, glasierte Brandteigkugeln, Eier, Feigenmarmelade, Würstchen … usw. machten wir uns heute auf den Weg nach Mazedonien. Heute war die Straße aus Korça, in Richtung Grenze und Tirana, ein Traum. Frisch asphaltiert und wenig Verkehr, was will man mehr? Über Pogradec erreichten wir den Ohrid-See und nach wenigen weiteren Kilometern die Grenze; außer uns war kein anderes Auto da und die Grenzbeamten hatten auch die Ruhe weg. Erst mal das Schwätzchen beenden, dann Dokumente, aha: Deutsche, alles klar, kein Problem, weiter geht’s…. am besten war der Zöllner: Deutsche? Ja … Touristen? Ja … dann viel Spaß in Mazedonien. Jeder bekam noch ein Lesezeichen vom Tourismusverband in den Pass gelegt, und los ging es ins nächste Land unserer großen Adria-Umrundung. Wenige Kilometer später erreichten wir schon Ohrid.

Es ist bezeichnend, wie abgehärtet man in der Zwischenzeit in Bezug auf Hotelanfahrten ist:

Enges Stadttor – Check
Steile Straße – Check
Kopfsteinpflaster – Check
Unklare Seitenstraßen am Berg gefühlte 2 m breit und einseitig zugeparkt – Check
Unklare Ausschilderung, diesmal zur weiteren Unterhaltung auch in Kyrillisch – Check

Aber nach ein bisschen Hin- und Hergekurve und mit Hilfe des Hotelbesitzers hat man sein Auto endlich am Hotel und auf der angebotenen Briefmarke von Parkplatz geparkt ! 😉

Dann erst mal ins Zimmer und direkt auf den Balkon. Was für ein Ausblick! Der gesamte Ohridsee und der Ort liegen einem zu Füßen. Man könnte sich hier eine halbe Ewigkeit aufhalten und nur auf den See schauen.

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Aber geht leider nicht – das Weltkulturerbe muss erkundet werden. Also raus in die kleinen verwinkelten Gassen und auf die Suche nach den berühmten orthodoxen Kirchen. Und gleich die erste Kirche, die wir fanden, war ein Volltreffer. Zwei Katzen vor der Tür, am Hexen- äh, Kassenhäuschen eine Dame mit langen schwarzen Locken, die über die Kirche promoviert hat und einen jedes Bild in seinen mannigfaltigen Bedeutungen bis ins kleinste Detail erklärt. Die Kirche stammt aus dem 13. Jh. und die bildlichen Darstellungen stellen die Unterschiede zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche in eindrucksvollen Weise dar. Zum Beispiel: Habt ihr gewusst, dass es bei den Orthodoxen kein Fegefeuer gibt? Das heißt hopp oder topp, Himmel oder Hölle, deswegen hat Petrus bei den Orthodoxen zwei Schlüssel – einen kleinen für die Himmelspforte und einen großen für das Tor zur Hölle. In den Darstellungen für die römische Kirche hat er drei, na? Richtig, das Fegefeuer hat einen eigenen Schlüssel verdient —

Nach diesem tollen Erlebnis streiften wir weiter durch die Stadt und besichtigten noch eine restaurierte byzantinische Kirche, die aus dem 5. Jh. stammt und neben den Ruinen der ersten slawischen Universität liegt, in der die kyrillische Schrift festgelegt wurde. Weitere Highlights unseres Besuchs in Ohrid waren eine Bootsfahrt mit dem Wassertaxi zurück in die Stadt und das Konzert in der Sophienkirche, dem wir ein paar Minuten lauschen durften.

Auf der Rückseite der historischen Altstadt findet man außerdem das Basarviertel, das fest in türkischer Hand ist. Hier bekommt man türkischen Tee und Essen, und mein Vater fand wie immer schnell Anschluss und konnte sich in bestem Türkisch mit den Einheimischen unterhalten.

Über das reichhaltige Abendessen will ich lieber nicht berichten, aber eines muss noch gesagt werden – der Raki ist im Vergleich zu Albanien einfach zu mild 😉

So, ich befürchte, wir tauchen jetzt in eine internetlose Zeit – es geht raus aus der Zivilisation und über die Fähre Igoumenitsa-Bari in unser letztes Urlaubsland, Italien. Falls sich aber noch ein Möglichkeit findet, werde ich mich melden 😉

Voskopoja – orthodoxe Kirchenvielfalt

Nach der schweren Etappe von gestern hatten wir uns heute einen eher ruhigen Tag verdient. Zu diesem Zweck haben wir uns das Dorf Voskopoja als Ausflugsort in der Nähe von Korça ausgesucht. Der Ort war im 19. Jh. eines der wichtigsten Handelszentren auf dem Balkan und hatte mit ca. 20.000 bis 60.000 Einwohnern eine ähnliche Stellung wie Sofia oder Athen. Aber wie immer streiten sich hier die Gelehrten und je nach Auslegung war die Stadt mal größer, wichtiger und schöner oder auch nicht.

Für uns macht das heute kaum noch einen Unterschied: Vom damaligen Ruhm ist nach mehreren erfolgreichen Brandschatzungen des Ortes fast nichts mehr übrig. Damals gab es im Ort 24 Kirchen (2 pro Stadtteil), davon sind heute nur noch eine Handvoll übrig. Auch die Einwohnerzahl liegt mit wenigen 100 mehr im dörflichen Bereich, aber erste Ansätze eines neuen Aufblühens sind heute im Dorf zu erkennen.
Aber wie immer greife ich mächtig vor, denn vor den Preis hat man nun mal den Fleiß gesetzt, soll heißen: Wie komme ich mit Auto unbeschadet da hin? 😉

In unserer Pension (renovierte Stadtvilla aus dem 19.Jh), die wir für uns alleine haben, fragten wir die Wirtin beim Frühstück nach dem Weg. Kurzer Einschub Frühstück ;-): Einer einer der schönsten Frühstücksräume, die ich je gesehen habe, erwartete uns heute morgen, ein Gewölbekeller mit offenem Herdfeuer und uriger Einrichtung. Zum Frühstück gab es dann, neben reichlich Brot, Käse und Kirschenmarmelade, auch noch Obst sowie als lokale Spezialitäten salzigen Porridge mit Käse und mit Käse gefüllte Crepes, die als Rosenblüten gedreht waren … lecker!

So, zurück zur Wegbeschreibung durch die Wirtin. Die war so knapp wie simpel: “There is a sign, you follow it, the road is good.” Also wir los … erst mal wie immer kein Schild gefunden und dann zweimal zwischen Basar und Busbahnhof verfranst, aber dann waren wir auf einmal auf der richtigen Straße … Ihr erinnert euch, “good road” … na ja albanische good road, war schon irgendwie geteert, aber mit mörderischen Schlaglöchern auf den ersten 8 km gespickt. Im Ort Voskop, 10 Km vor unserem Ziel, dann auf einmal eine neue Straße, wunderbar geteert und alles … gebaut mit Mitteln der EU … ah ja! Uns egal, auf jeden Fall konnten wir so den Pass erklimmen und standen unmittelbar auf dem Dorfplatz.

Vor Ort besichtigten wir drei der wunderschönen Kirchen. Bei der ersten, Shen Kolli (St. Nikolaus), hatten wir Glück und trafen den Priester direkt vor der Tür, der uns ein paar der Malereien erklärte. Bei der zweiten Kirche (Shen Merise/St. Marien) war ein Bautrupp zugang und deshalb die Kirche offen und man musste Eintritt zahlen. Bei der dritten (Klosterkirche St. Johannis) fanden wir den Schlüsselwächter im Garten bei der Mittagspause und konnten ihn in unserem mittlerweile fließenden Albanischen (“Guten Tag – öffnen Kirche – danke”) dazu bewegen, uns hineinzulassen.

Die Kirchen sind in ihrer reichhaltigen Ausgestaltung von Fresken einmalig, und es ist ein tolles Erlebnis, diese lange vergessenen und vernachlässigten Orte zu erkunden. Jede Kirche hat ihre eigen Stimmung, und die Ikonen und Fresken bestechen durch ihre Vielfalt und Farbgestaltung.

Unsere Kirchentour hatten wir übrigens schon gestern Abend direkt in Korça begonnen, mit der Besichtigung der 1995 erbauten neuen orthodoxen Kathedrale (strahlend gold und weiß, sehr hell und freundlich), und in dem Ausflugsdorf, in dem wir zu Abend aßen. Dort war das Marienkirchlein anfangs verschlossen, doch auf dem Weg von dort den Berg hinunter erspähten wir den Priester (erkennbar an der schwarzen Kutte und dem Bart), der mit uns wieder nach oben ging, die Kirche aufschloss und sogar ein paar Takte eines liturgischen Gesanges anstimmte (worauf Claudia es sich nicht nehmen ließ, mit ein paar Takten “Halleluja” zu antworten).

Zurück nach Voskopoja. Wie in Albanien üblich (siehe gestern) nahmen wir dann auch noch ein leichtes Mittagessen ein. Für unsere Verhältnisse waren die Salatplatte, Pommes, Tzatziki, Schweinekoteletts und Käsebörek eine reichhaltige Mahlzeit, aber im Vergleich zu den Essensmassen, die an den Nachbarstischen gereicht wurden, sah es bei uns eher nach einem kleinen gemischten Vorspeisenteller aus 😉

Nachdem unser treuer Ford C-Max uns wieder erfolgreich über alle Schlaglöcher nach Korça gefahren hatte, beschlossen wir, ihm auch was Gutes zu gönnen, und fuhren bei einer “Lavazh Special” vor. Diese Schilder sieht man alle paar Meter, sie führen zu Waschanlagen für Autos, wo die guten Stücke von Hand zu Hochglanz poliert werden. Unsere Anwesenheit am Waschplatz löste ein großes Hallo aus. Das Auto wurde liebevoll von Hand gewienert, während wir einen Kaffee einnahmen, und steht jetzt blau strahlend vor der Pension. So, der Worte sind genug gewechselt, nun lasset Bilder sprechen!

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