Archiv für den Tag: 15. Dezember 2011

Cortez – Eroberungen leicht gemacht

Heute haben wir uns auf den Weg gemacht, etwas mehr über die Geschichte Mexicos zu erfahren. Da der Tourismus in Mexico durch die negative Berichterstattung in der internationalen Presse um fast 80% zurückgegangen ist, bestand unsere kleine Tour aus nur 4 Personen (außer uns noch ein australisches Paar) + Guide + Fahrer.

Der erste Stopp war Tlatelolco, das mitten im Stadtgebiet von Mexico-Stadt liegt. Die letzten verbliebenen Ruinen wurden bei Bauarbeiten in den 60ern, als hier ein neues Stadtviertel im klassischen Stil der sozialistischen Moderne (sprich Plattenbau) entstand, gesichert und sind heute neben dem Templo Mayor die wichtigsten Zeugnisse der einstigen Aztekenstadt. Man kann sehr schön sehen, wie jeder neue Herrscher über die Stufenpyramide seines Vorgängers eine neue Schicht hat bauen lassen, so dass die Pyramiden wie ineinander geschachtelte russische Puppen Hülse um Hülse wuchsen. Ganz oben: die erste Kirche, die die spanischen Erobererer im romanischen Stil erbauen ließen, mit Blick auf die Plattenbauten – das ganze Ensemble nennt sich heute “Platz der drei Kulturen”.

Die beiden Städte Tenochtitlan und Tlatelolco lagen auf einer Insel inmitten eines großen Sees und waren über 5 Dämme mit dem Festland verbunden. Zu der Blütezeit lebten hier mehr als 100.000 Menschen. Da stellt sich wie immer die Frage, wie konnte es Cortez mit seinem knapp 300 Mann und 14 Pferden schaffen, dieses Reich zu erobern. Aber wie gesagt, Glück muss man haben. 3 Faktoren waren für dieses Glück ausschlaggebend:

  • Charisma
    – Wenn man aussieht wie der vor Ort verehrte Gott, ist der Kampf doch schon fast gewonnen
  • Einsatz von biologischen Waffen
  • -vor allem wenn durch Syphillis und Windpocken, die es in Mesoamerika noch nicht gab, die Hälfte der Bevölerung schon dahinsiech
  • Manipulationsgeschick
    – Die Azteken hatten sich mit ihren Nachbarn keine Freunde geschaffen, das lag vor allem daran, dass sie einerseits hohe Abgaben verlangten, aber was einen so richtig ärgerlich macht, ist, dass die Azteken für ihre täglichen Menschenopfer ständig Nachschub brauchten. Die Wut der Nachbarn ließ sich prima nutzen, um sein Heer zu vergrößern.

Also wie man sieht, kann man so ein Riesenreich doch ganz einfach erobern, wenn ein paar Voraussetzungen stimmen. Durch die Vermischung mit den spanischen Einwanderer ist schließlich eine völlig neue Ethnie entstanden, die Mestizen, die heute 90% der Bevölkerung ausmachen.

Der zweite und von den Dimensionen noch beieindruckendere Stopp waren die Ruinen von Teotihuacan.

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Die Anlage ist die größte in Lateinamerika und ihr größtes Einzelbauwerk, die Sonnenpyramide, ist die dritthöchste Pyramide der Welt. Die Stadt ist deutlich älter als die aztekische Kultur und die Stadt; ihre Erbauer geben der Wissenschaft heute noch Rätsel auf. Ganz aktuell gibt es dazu auch einen interessanten           Spiegel-Artikel. Um euch einen kleinen Eindruck zu geben, wie beeindruckend die Anlage ist, haben wir für euch eine kleine Bilderauswahl getroffen.

Maria, Schutzpatronin Mexikos

Heute haben wir eine sehr interessante geführte Tour mitgemacht, die uns am Vormittag zur zweitgrößten Kirche der Welt brachte: der Basílica de Guadalupe. Sie steht im Norden der Stadt an der Stelle, wo im Jahr 1531 die Jungfrau Maria dem Eingeborenen Juan Diego erschien. Da der Bischof Diegos Bericht nicht glaubte, hinterließ die Jungfrau ihr Bildnis auf seinem Mantel. Dieses “Beweisstück” überzeugte: die Geistlichen ließen eine Basilika zu Ehren dieses Wunders errichten, die einheimische Bevölkerung nahm den neuen Glauben mit größerer Begeisterung an. Maria wurde in der Folge zur Schutzpatronin Mexikos und später sogar zur Kaiserin von ganz Lateinamerika ausgerufen; die Stätte ist einer der größten Wallfahrtsorte weltweit und zog allein dieses Jahr vom 9. bis zum 12. Dezember, dem Feiertag der “Virgen de Guadalupe”, 5 Millionen Pilger an. (Zum Vergleich: Das Oktoberfest hat in zwei Wochen 7 Millionen Besucher auf einer wesentlich größeren Fläche.)

Die ca. 1700 gebaute Basilika mit Goldmosaiken und barocken Verzierungen ist nicht sehr groß und kann diesen Anstrom längst nicht mehr aufnehmen. So wurde gleich daneben eine riesige moderne Kirche gestellt: Fassungsvermögen 4000 Personen, 9 Eingänge, runde Form, so dass man den Altar von fast überall gleichmäßig sehen kann, weite Flügeltüren, die die Ausdehnung des Gottesdienstes auf den ganzen davorliegenden Platz möglich machen. Mit ihren Betonwänden und riesigen braunen Lüstern verstrahlt diese Kirche so viel Charme wie das Parteitagsgebäude der KPdSU, doch wir gingen trotzdem mit einem breiten Lächeln hinein: Die gute Laune der Mariachi-Musiker, die vor der Tür ihre Lieder schmetterten, war einfach ansteckend. Pilger schleppten riesige Blumensträuße und bunt bemalte Marienfiguren in die Kirche oder rutschten auf den Knien über den Platz, um sich für erfüllte Bitten zu bedanken. Der Höhepunkt für die meisten dürfte der Anblick des Mantels von Juan Diego sein, auf dem immer noch das Abbild der Jungfrau Maria zu sehen ist. Er hängt im Altarraum der Kirche, und unter dem Mantel sind mehrere Laufbänder angebracht, auf denen die Pilgerscharen an der Reliquie vorbeifahren.

90 Prozent der Mexikaner sind Katholiken, etwa die Hälfte gehen mindestens wöchentlich zur Messe. Kein Wunder, dass Johannes Paul II. fünfmal hier war und auch Papst Benedikt nächstes Jahr zu Besuch kommen wird. In so einem Land muss Papst-Sein Freude machen. Spuren der freudigen Frömmigkeit der Mexikaner findet man überall in der Stadt – unsere kleine Bildauswahl aus drei Tagen Mexiko gibt davon einen ersten Eindruck.

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Morgen fliegen wir weiter nach Peru, davor schaffen wir hoffentlich noch einen Bericht vom zweiten Teil unserer Führung: Teotihuacan!