Archiv für den Monat: Dezember 2011

Lima … Ruhe im Chaos der Großstadt

Lima gehört zu diesen Städten, die einem ans Herz wachsen können. Man muss sich und der Stadt nur genug Zeit geben. Diese Phänomen kennen wir aus Peking zur Genüge. Auf den ersten Blick ist Lima laut, dreckig, chaotisch und völlig unansehnlich. Es gibt keinen einheitlichen Baustil, Barockkirche steht neben halbfertigem Hochhaus. Abbruchgebäude und stilvolle Villa wechseln sich mit brachliegenden Grundstücken ab.

Trotzdem findet man in all diesem Chaos schöne ruhige Ecken mit wundervollen Plätzen. Selbst in der Innenstadt, die ein Chaos bietet, das einer 10-Millionen-Stadt würdig ist, findet man großzügige Plätze, die zum Verweilen einladen, und riesige, wunderschöne Kirchen, in denen man sich von deutschen Weihnachtsliedern (vom Band) einlullen lassen kann. Noch leichter entspannt es sich im südlichen Stadtteil Miraflores, in dem sich ein Café ans andere reiht und die Plätze nachts mit Hunderten Spaziergängern bevölkert sind.

Nach einem harten Nachmittag in der Altstadt (Stichworte: Computerladen und Kirchenbesichtigungen) sind wir heute den ganzen Tag in Miraflores spazieren gegangen, wo auch unser Hotel liegt.

Natürlich haben wir die Zeit genutzt, um das herrliche Essen hier zu genießen: in einem Lokal, das bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt ist (wenn man nicht um 12 Uhr zum Essen antritt, muss man mindestens 20 min auf einen Tisch warten). Zum Glück waren wir rechtzeitig da und haben uns eine große Portion Ceviche schmecken lassen. Für die nicht Eingeweihten: Ceviche ist Fisch oder Meeresfrüchte roh in einer würzigen Marinade eingelegt (die südamerikanische Antwort auf Sushi), mit viel Limette und Chili.

Außerdem hatten wir noch Causas, eine Art Kartoffelbrei, der zusammen mit gehacktem gewürztem Fisch serviert wurde – das ganze in drei Variationen, ein Traum! Mit das Beste und Feinste, was wir seit Monaten gegessen haben, und das samt einer Kanne Fruchtsaft für schlappe 15 Euro zu zweit!

So gestärkt machten wir uns auf den Weg zur Steilküste und blickten auf den Pazifik, der sich hier mit hohen Wellen an den Strand wirft. Einige Wagemutige waren am Surfen oder auch am Schwimmen. Hier befindet sich auch ein großes, luxuriöses Einkaufszentrum mit Foodcourt, den wir noch zum Eisessen nutzten. Das restliche Tagesprogramm besteht dann nur noch aus Fruchtshakes-Trinken bei unserem Lieblingsstand um die Ecke vom Hotel. Großer Fruchtshake ca 1,30 Euro … da nehmen wir doch noch einen mit, bevor wir ins Taxi steigen.

Jetzt genießen wir gerade die Ruhe im Innenhof unsers Hotels, der über und über mit Blumen bewachsen ist, in der Mitte ein kleiner Springbrunnen, um den herum gerade ein Kolibri seine Flugshow abzieht. In zwei Stunden geht es auch schon weiter nach Rio de Janeiro, wo wir eine Nacht verbringen werden, bevor wir zu unserem Weihnachtsdomizil Paraty aufbrechen. Drückt uns die Daumen, dass die Fluglotsen wirklich erst wie versprochen ab morgen streiken. Wir schicken euch dafür etwas Sonne aus Südamerika 🙂

Wunderheilung des höhenkranken Netbooks

In den letzten 24 Stunden schien alles schiefzugehen – und doch ist nun alles wieder gut. Statt eines entspannten Transit-Tages haben wir ziemlich viel Stress hinter uns, dafür aber auch viel Schönes erlebt.

Aber von vorn: Gestern Abend in Cuzco gingen wir nach zwei Pisco Sour (kostenlos im Hostel) gut gelaunt ins Zimmer. Ein letzter Online-Check vorm Schlafengehen? Fehlanzeige: Unser kleiner Reise-Laptop, der uns nun zwei Wochen lang treu begleitet hat, gab plötzlich den Geist auf. Ein paar letzte Quietscher, und nichts ging mehr. Auf der Festplatte: Mehrere Hundert Fotos aus Mexiko und Peru, die wir noch nicht anderweitig gesichert hatten.

Nach einer sorgenvollen Nacht ging der Morgen gleich mit schlechten Nachrichten weiter: Die Fernsehnachrichten im Frühstücksraum machten mit einer Explosion in Miraflores auf, dem Viertel von Lima, wo wir am gleichen Abend übernachten würden. Und die Fluglotsen kündigten einen landesweiten Streik vom 22. bis zum 24. Dezember an.

Ach ja, und unser Taxi zum Flughafen verspätete sich und wir nahmen aus Versehen den Hotelschlüssel mit zum Flughafen.

Habe ich erwähnt, dass heute Attilas Geburtstag ist? Nach Feiern war uns nicht so recht zumute.

Wenigstens verlief der Flug von Cuzco nach Lima problemlos (trotz Sitzreihe 13), und ein (verspäteter) Abholservice brachte uns in unser schönes Hotel. Am frühen Nachmittag brachten wir dann das Netbook zum Arzt: einem Computerspezialisten im Zentrum von Lima, den ich am Morgen noch von Cuzco aus recherchiert hatte (dem Hostel mit seiner kostenlosen Computernutzung sei Dank). Die Suche (mit einem ahnungslosen, aber sehr bemühten Taxifahrer) dauerte etwas länger, aber der Laden erweckte sofort unser Vertrauen: ein 10-qm-Kiosk in einer kleinen, etwas schmuddligen Marktpassage voller Second-Hand-Buchläden und winzigen Technikbuden, so wie wir es auch von unserer Zeit in Peking gewohnt sind. Und der Computerfachmann erwies sich als Wunderheiler: Kaum klappten wir das Netbook auf seinem Tresen auf und drückten den Startknopf, fuhr Windows hoch, als wäre nie etwas gewesen!!!

Mit viel Gelächter erklärte uns der Maestro, dass dieses Phänomen in Peru ganz normal ist: Viele Computer streiken, wenn sie auf Höhen von über 3500 m benutzt werden sollen. Unser Netbook hatte die dünne Luft von Cuzco einfach nicht mehr vertragen! Da wir uns die nächsten Wochen in sicherer Nähe zum Meer aufhalten werden, dürfte das Problem nun nicht mehr auftauchen. Um unsere kostbaren Fotos aber nicht wieder zu riskieren, sicherten wir gleich vor Ort noch alles auf Speicherkarte und USB-Stick und unterhielten uns währenddessen noch recht lustig mit dem Computerfachmann (in unserem improvisationsreichen Spanisch) und mit seinem jüngeren Bruder, der gern sein Englisch üben wollte.

Danach konnten wir endlich zu Kaffee, Kuchen und Kirchenbesichtigungen übergehen. Nach einem vollgepackten Nachmittag in der Altstadt sind wir nun entspannt wieder im Hotel. Mehr zu Lima und seinen Sehenswürdigkeiten folgt morgen – wenn das Netbook brav wieder anspringt 😉

Ollanta – vertikales Leben in den Anden

Nach dem Highlight Machu Picchu haben wir heute einen relativ ruhigen Vormittag in Ollantaytambo verbracht und „nur“ die Ruinen oberhalb des Ortes besichtigt. Besser gesagt, einen Teil des kostenlos begehbaren Teils davon. Ollanta liegt in einer Talsohle, und auf den Bergen rundherum ziehen sich überall terrassierte Anlagen aus der Inkazeit in die Höhe. Der Ausblick ist spektakulär, selbst wenn man nur eine Viertelstunde den Berg hinaufsteigt. Der restaurierte Teil der Anlagen ist eine Festung, von der aus der letzte Inka-Herrscher einen der wenigen erfolgreichen Kämpfe gegen die spanischen Eroberer geführt hat; daneben und darüber erstrecken sich weitere Terrassen, auf denen vermutlich vor allem Felder und Gärten lagen.

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Wie ich in einem sehr schönen Bildband vorgestern gelesen habe, waren die Städte der Inkazeit vertikal organisiert, damit die Einwohner Früchte aus verschiedenen Klimazonen nutzen konnten – von kälteunempfindlichen Kartoffeln (200 Sorten stammen aus Peru) über Quinoa bis zu tropischen Pflanzen wie Kakao. Zwischen Ollanta und Cuzco gibt es sogar eine landwirtschaftliche Experimentierstation aus der Inkazeit, in der eine Art Amphitheater aus Beeten in das Feld eingelassen ist, in dem die Inka-Forscher die verschiedenen Klimazonen ihres Reiches en miniature nachahmten. Kein Wunder, dass die peruanische Küche zu den vielfältigsten der Welt zählt.

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Wir ließen diese Sehenswürdigkeit allerdings aus und nahmen ganz normal den Minibus, der auf direktem Weg von Ollanta nach Cuzco fährt. Die Fahrt an sich ist schon spektakulär genug. Attilas Handy zeigte, dass wir bis auf ca. 3700 m Höhe fuhren (bei der Hinfahrt war mir durch die schnellen Höhenunterschiede schon etwas mulmig, auf der Rückfahrt ging es). Man sieht schneebedeckte Gipfel, steile Hänge, an denen sich Agaven und Kakteen an den Fels klammern (die werden mir in den Alpen auf jeden Fall fehlen!), weiter unten Hügel mit Feldern, auf denen Mais wächst und Rinder und Schafe weiden (die gab es bei den Inkas noch nicht, die hatten stattdessen immer ein paar Meerschweinchen griffbereit auf dem Küchenboden herumwuseln). Die Häuser sind klein, zum großen Teil nicht verputzt, alles sieht eher ärmlich aus, aber die Leute wirken fröhlich. Viele laufen in traditioneller Tracht herum, die wir auf der Fahrt von Nahem bewundern konnten, denn in unserem Bus fuhren einige Damen mit Zylinder, langen Zöpfen, bunten Strickjacken und weiten Röcken mit. Unser Minibus lieferte sich ein Wettrennen mit anderen Bussen und setzte uns nach ca. anderthalb Stunden wohlbehalten in Cuzco ab. Heute Abend ist weiterhin Entspannung angesagt, und morgen früh fliegen wir dann zurück nach Lima. Eine neue Herausforderung liegt vor uns: eine große, unbekannte Stadt und – nach 4 Tagen leichtem Gepäck – ganze 4 Rucksäcke voll Sachen 😉

Machu Picchu

… heute war es also soweit, ein weiterer Höhepunkt auf unserer Reise – die sagenumwobene Inkastadt, deren Bedeutung bis zur heutigen Zeit nicht geklärt ist, stand auf dem Programm.

Aber so einfach kann man nicht nach MP reisen. Als Erstes braucht man ein Ticket. Bis Juli 2011 konnte man sein Ticket in Aguas Calientes (einziger Zugangspunkt nach MP) kaufen. Da im Juli aber die Massen von Touristen derart überhand nahmen, beschloss die Regierung, den Zugang auf 2500 Besucher pro Tag zu begrenzen. Leider hatte sie das niemandem mitgeteilt, und als an einem schönen Tag Ende Juli die magische Zahl erreicht war, machten sie den Laden dicht und ließen keinen mehr rein – Ergebnis: Touristen sauer …. und es kam zu Blockadeaktionen. Das Ende vom Lied war nun, dass man die Tickets gar nicht mehr vor Ort kaufen kann, sondern vorab im Internet oder in Lima oder Cuzco kaufen muss. Wir kauften also brav unser Ticket im Internet und buchten gleich noch den 7-bis-10-Uhr-Slot für die Besteigung des Wayna Picchu (das ist der Berg, den man auf den Bildern von MP immer im Hintergrund sieht). Diese Slots sind auf 200 Personen beschränkt, alle anderen müssen draußen bleiben; nach 10 Uhr darf noch ein Trupp rein und dann ist Schluss. Mit dieser Buchung ist die erste Hürde geschafft.

Die zweite Hürde ist die Anreise von Cuzco nach Aguas Calientes. Der Ort ist nur mit dem Zug erreichbar und die peruanische Eisenbahngesellschaft lässt sich ihre Dienste von ausländischen Gästen fürstlich entlohnen. Um hier Geld zu sparen und ein bisschen mehr vom Sacred Valley zu sehen, nahmen wir ein Combi (Minibus) nach Ollantaytambo, um erst dort den Zug zu besteigen. Auch die Preise rund um MP sind teilweise doch recht hoch, zum Beispiel kostet die 25min Busfahrt hinauf nach MP und zurück 15,50 US-Dollar pro Person.

Jetzt aber genug des Meckerns, die Reise hierher ist jede Mühe und jeden Preis wert. Wenn man morgens um 6 Uhr von den letzten Serpentinen der Bergstraße aus zum ersten Mal MP erspäht, ist es noch atemberaubender, als es auf den Bildern aussieht. Die Besteigung des Wayna Picchu ist zwar atemraubend, da man jenseits der 2500m doch recht nach Luft schnappen muss, aber der Blick, den man von oben hat, ist einfach umwerfend, und man kann lange oben sitzen und nur die atemberaubende Kulisse bestaunen.

Wir haben fast 5h einschließlich Bergbesteigung in MP verbracht und haben in der Zeit fast 500 Bilder geschossen. Da wir euch damit nicht erschlagen wollen, haben wir hier nur mal auf gut Glück 9 rausgegriffen, um euch einen Eindruck zu geben. Falls ihr mehr sehen wollt, müsst ihr schon mal vorbeikommen, dann quälen wir euch mit allen zu findenden Bildern.

Wir haben uns nach den Anstrengungen noch in die heißen Quellen hier geworfen und sind jetzt bereit, uns wieder in den Zug nach Ollanta zu werfen und wahrscheinlich sofort einzuschlafen.

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Flashpacker meets Rasta

Dass ihr nicht nur immer von tollen Gebäuden oder Essen hören müsst, schieb ich heute einen kurzen Block über die Menschen ein, die man auf diesen Reisen trifft. In diesem Fall meine ich nicht die einheimischen, sondern vor allem die Mitreisenden, die einem im Café, Hostel oder auf der Bustour begegnen. In den meisten Fällen sind wir im Vergleich zu diesen Travellern die Exoten, da wir im Gegensatz zu ihnen zu der Spezies der Flashpacker gehören …. 7 Wochen für eine Weltreise, das ist für sie wie ein Wochenendausflug. Viele, vor allem jüngere Leute aus Australien oder UK sind mindestens 12 Monate unterwegs. Immer auf der Suche nach dem billigsten Ticket, und wenn die Busfahrt auch 26h dauert und der 1h-Flug nur ein paar Dollar teurer wäre. Wenn das Geld gar nicht mehr langt, werden ein paar Wochen Tomaten in Australien geerntet, bis man die nächste Strecke finanzieren kann.

Vor allem in Backpacker-Hangouts rund um den Globus wie zum Beispiel Khao San in Bangkok, Vang Vien in Laos oder Yangshuo in China und ja auch hier in Cuzco in Peru gibt es viele Reisende, für die die Zeit komplett stehen geblieben zu sein scheint. Man erkennt sie am milden Lächeln, dem geruhsamen Gang, den Pluderhosen bzw. Batikröcken und den Rastalocken. Gestern in Cuzco sahen wir einen Reisenden, der anfing, sich in ein Lama zu verwandeln 😉 (wuschelige Haare und ein gemusterter Filzpullover, nur die Flip-Flops passten nicht so ganz).

Wir selbst sind jetzt noch keine zwei Wochen unterwegs und waren in dieser Zeit schon in fünf Ländern, wenn man die Transit-Ehrenrunde in den USA mitzählt. Vielleicht sind wir nach ein paar weiteren Wochen auch soweit, dass wir über Rastalocken nachdenken (Claudia hat heute schon interessiert einen entsprechenden Friseurbetrieb in Cuzco gesichtet). Aber vor der Entspannung kommt die Arbeit: Heute Nachmittag geht es per Bus und Zug nach Aguas Calientes, und morgen besichtigen wir unsere letzten großen Ruinen auf dieser Reise, die Inkastadt Machu Picchu. Fotos folgen!

Cuzco – ein spanischer Goldfiebertraum

Nach einer kurzen Nacht in Lima sind wir heute nach Cuzco weitergeflogen. Die Andenstadt liegt auf 33oom und die Luft ist schon recht dünn. Vielleicht ist das der Grund, dass die Spanier hier eine Prachtkirche neben die andere hingeklotzt haben. Man kommt hier kaum aus dem Staunen raus: An jeder Straßenecke stehen mindestens 2, und eine mit mehr Gold geschmückt als die andere. Sogar Streit gab es zwischen den einzelnen Kirchen, welche prächtiger sein darf, und der Papst musste schlichten. Da man in den Kirchen nicht fotografieren darf, hier eine kleine Galerie der sonstigen schönsten Plätze von Cuzco.

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Ansonsten muss man anmerken, dass Cuzco eine durch und durch touristische Stadt ist. Ich kenne wenige Touristenziele, wo man so dicht gepackt Hotel, Andenkenladen, Café und vor allem Tour Operator finden kann. Das fängt sogar schon am Flughafen an, wo die Stände der verschiedenen Touranbieter schon vor der Gepäckausgabe kommen ;-).

Neben dem Kulturprogramm haben wir auch das gute Essen hier genossen, wobei wir immer nocht sicher sind, ob das Zeug auf dem Teller nur Schwein war oder doch Meer.

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Aber nicht nur das Essen birgt Tücken, auch ein Kaffee kann einen zu komplizierten Überlegungen bringen. Wie in dem Bild besteht ein Milchkaffee hier aus einem Selbstbauset: einem kleinen Kännchen Espresso, einer kleinen Tasse (randvoll) Milch, und einer großen Tasse halbvoll mit heißem Wasser …. hmm was tun ? Also wir sind für Lösungsvorschläge dankbar. Morgen nähern wir uns dann per Bus und Zug Machu Picchu 😉

Cortez – Eroberungen leicht gemacht

Heute haben wir uns auf den Weg gemacht, etwas mehr über die Geschichte Mexicos zu erfahren. Da der Tourismus in Mexico durch die negative Berichterstattung in der internationalen Presse um fast 80% zurückgegangen ist, bestand unsere kleine Tour aus nur 4 Personen (außer uns noch ein australisches Paar) + Guide + Fahrer.

Der erste Stopp war Tlatelolco, das mitten im Stadtgebiet von Mexico-Stadt liegt. Die letzten verbliebenen Ruinen wurden bei Bauarbeiten in den 60ern, als hier ein neues Stadtviertel im klassischen Stil der sozialistischen Moderne (sprich Plattenbau) entstand, gesichert und sind heute neben dem Templo Mayor die wichtigsten Zeugnisse der einstigen Aztekenstadt. Man kann sehr schön sehen, wie jeder neue Herrscher über die Stufenpyramide seines Vorgängers eine neue Schicht hat bauen lassen, so dass die Pyramiden wie ineinander geschachtelte russische Puppen Hülse um Hülse wuchsen. Ganz oben: die erste Kirche, die die spanischen Erobererer im romanischen Stil erbauen ließen, mit Blick auf die Plattenbauten – das ganze Ensemble nennt sich heute “Platz der drei Kulturen”.

Die beiden Städte Tenochtitlan und Tlatelolco lagen auf einer Insel inmitten eines großen Sees und waren über 5 Dämme mit dem Festland verbunden. Zu der Blütezeit lebten hier mehr als 100.000 Menschen. Da stellt sich wie immer die Frage, wie konnte es Cortez mit seinem knapp 300 Mann und 14 Pferden schaffen, dieses Reich zu erobern. Aber wie gesagt, Glück muss man haben. 3 Faktoren waren für dieses Glück ausschlaggebend:

  • Charisma
    – Wenn man aussieht wie der vor Ort verehrte Gott, ist der Kampf doch schon fast gewonnen
  • Einsatz von biologischen Waffen
  • -vor allem wenn durch Syphillis und Windpocken, die es in Mesoamerika noch nicht gab, die Hälfte der Bevölerung schon dahinsiech
  • Manipulationsgeschick
    – Die Azteken hatten sich mit ihren Nachbarn keine Freunde geschaffen, das lag vor allem daran, dass sie einerseits hohe Abgaben verlangten, aber was einen so richtig ärgerlich macht, ist, dass die Azteken für ihre täglichen Menschenopfer ständig Nachschub brauchten. Die Wut der Nachbarn ließ sich prima nutzen, um sein Heer zu vergrößern.

Also wie man sieht, kann man so ein Riesenreich doch ganz einfach erobern, wenn ein paar Voraussetzungen stimmen. Durch die Vermischung mit den spanischen Einwanderer ist schließlich eine völlig neue Ethnie entstanden, die Mestizen, die heute 90% der Bevölkerung ausmachen.

Der zweite und von den Dimensionen noch beieindruckendere Stopp waren die Ruinen von Teotihuacan.

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Die Anlage ist die größte in Lateinamerika und ihr größtes Einzelbauwerk, die Sonnenpyramide, ist die dritthöchste Pyramide der Welt. Die Stadt ist deutlich älter als die aztekische Kultur und die Stadt; ihre Erbauer geben der Wissenschaft heute noch Rätsel auf. Ganz aktuell gibt es dazu auch einen interessanten           Spiegel-Artikel. Um euch einen kleinen Eindruck zu geben, wie beeindruckend die Anlage ist, haben wir für euch eine kleine Bilderauswahl getroffen.

Maria, Schutzpatronin Mexikos

Heute haben wir eine sehr interessante geführte Tour mitgemacht, die uns am Vormittag zur zweitgrößten Kirche der Welt brachte: der Basílica de Guadalupe. Sie steht im Norden der Stadt an der Stelle, wo im Jahr 1531 die Jungfrau Maria dem Eingeborenen Juan Diego erschien. Da der Bischof Diegos Bericht nicht glaubte, hinterließ die Jungfrau ihr Bildnis auf seinem Mantel. Dieses “Beweisstück” überzeugte: die Geistlichen ließen eine Basilika zu Ehren dieses Wunders errichten, die einheimische Bevölkerung nahm den neuen Glauben mit größerer Begeisterung an. Maria wurde in der Folge zur Schutzpatronin Mexikos und später sogar zur Kaiserin von ganz Lateinamerika ausgerufen; die Stätte ist einer der größten Wallfahrtsorte weltweit und zog allein dieses Jahr vom 9. bis zum 12. Dezember, dem Feiertag der “Virgen de Guadalupe”, 5 Millionen Pilger an. (Zum Vergleich: Das Oktoberfest hat in zwei Wochen 7 Millionen Besucher auf einer wesentlich größeren Fläche.)

Die ca. 1700 gebaute Basilika mit Goldmosaiken und barocken Verzierungen ist nicht sehr groß und kann diesen Anstrom längst nicht mehr aufnehmen. So wurde gleich daneben eine riesige moderne Kirche gestellt: Fassungsvermögen 4000 Personen, 9 Eingänge, runde Form, so dass man den Altar von fast überall gleichmäßig sehen kann, weite Flügeltüren, die die Ausdehnung des Gottesdienstes auf den ganzen davorliegenden Platz möglich machen. Mit ihren Betonwänden und riesigen braunen Lüstern verstrahlt diese Kirche so viel Charme wie das Parteitagsgebäude der KPdSU, doch wir gingen trotzdem mit einem breiten Lächeln hinein: Die gute Laune der Mariachi-Musiker, die vor der Tür ihre Lieder schmetterten, war einfach ansteckend. Pilger schleppten riesige Blumensträuße und bunt bemalte Marienfiguren in die Kirche oder rutschten auf den Knien über den Platz, um sich für erfüllte Bitten zu bedanken. Der Höhepunkt für die meisten dürfte der Anblick des Mantels von Juan Diego sein, auf dem immer noch das Abbild der Jungfrau Maria zu sehen ist. Er hängt im Altarraum der Kirche, und unter dem Mantel sind mehrere Laufbänder angebracht, auf denen die Pilgerscharen an der Reliquie vorbeifahren.

90 Prozent der Mexikaner sind Katholiken, etwa die Hälfte gehen mindestens wöchentlich zur Messe. Kein Wunder, dass Johannes Paul II. fünfmal hier war und auch Papst Benedikt nächstes Jahr zu Besuch kommen wird. In so einem Land muss Papst-Sein Freude machen. Spuren der freudigen Frömmigkeit der Mexikaner findet man überall in der Stadt – unsere kleine Bildauswahl aus drei Tagen Mexiko gibt davon einen ersten Eindruck.

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Morgen fliegen wir weiter nach Peru, davor schaffen wir hoffentlich noch einen Bericht vom zweiten Teil unserer Führung: Teotihuacan!

Xochimilco – Gondelfahrt am Hochzeitstag

Wie, Gondel fahren? …. fragt sich der erstaunte Leser, ihr wart doch erst im August in Venedig und hattet eine Gondelfahrt aus Gründen von zu heiß, teuer und kitschig abgelehnt – und keine 4 Monate später setzt ihr euch in Mexico bei der erstbesten Gelegenheit in ein Boot, um euch auf einem Kanal herumschippern zu lassen. Tja jedem das seine, aber wir haben es nicht bereut Xochimilco Venedig vorzuziehen ….  ;-)!

Aber erst einmal eine kurze Erklärung, warum diese Kanäle am Südrand von Mexico City so bedeutend sind. Zu Zeiten der Azteken war das Gebiet ein großer See; nach und nach legten die Azteken dann im Wasser Gemüsebeete aus Seeschlick und Pflanzenresten an, die so fruchtbar waren, dass bis zu 4 Ernten im Jahr möglich waren. Die Beete wurden immer zahlreicher und größer, der See schrumpfte zu einem Netz von Wasserstraßen. In der heutigen Zeit waren die Kanäle schon fast in Vergessenheit geraten, bis sie 1987 die Unesco zum Weltkulturerbe erhob und ein millionenschweres Programm zur Rettung der Kanäle auflegte. In der Folgezeit wurden die Kanäle wieder frei geräumt, die Zuflüsse frei gemacht und so ein Naherholungsgebiet für die Bewohner von Mexico City geschaffen. Vor allem am Wochenende pilgern viele Städter hinaus nach Xochimilco und verwandeln den Ort in ein Open Air Festival mit vielen bunten Trajineras (Gondelas), vollgestopft mit Familien, die sich von Musikern, die ihr Dienste auf separaten Booten anbieten, unterhalten lassen und natürlich Picknick für eine kleine Armee dabei haben.

Leider mussten wir auf diese fröhlichen Menschenmassen bei unserem Besuch verzichten, da wir uns an einem ordinären Dienstag auf den Weg machten. Nach einer Stunde mit der Metro und der S-Bahn waren wir auch schon da und ohne große Mühe mieteten wir uns ein Boot mitsamt Chauffeur. Bei dem geringen Andrang hatten wir ein Boot für uns allein und konnten so die tolle Stimmung genießen. Vor allem konnte man unzählige Reiher beobachten und die Farbenpracht der Blumen und Boote auf sich wirken lassen. Zwischendurch machten wir Halt an einer der vielen Gärtnereien, die dort vor u. a. Weihnachtssterne, Kakteen, kleine Bäume und Fleisch fressende Pflanzen verkaufen.

Nach 2 geruhsamen Stunden und einem leckeren Drei-Gänge-Menü in einem informellen Lokal waren wir wieder gerüstet, uns ins bunte Markttreiben von Xochimilco zu stürzen. Wie immer sind so Märkte ein tolles Erlebnis fürs Auge und die Nase. Eine Stunde ließen wir uns durch die Markthallen treiben und sammelten neue Eindrücke. Der morgige Tag wird dann endgültig beeindruckend: Dann geht es nach Teotihuacuan!

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Mexiko – Altstadt und Condesa

Transit: 2 Tage, Schlafstunden währenddessen: ca. 3 (Attila) bis 8 (Claudia), Zeitumstellung im Vergleich zu Indonesien: 13 Stunden weiter, aber einen Kalendertag zurück, Hirnleistung: halbiert (nicht mal das Anfänger-Sudokus auf dem letzten Flug konnte ich lösen) – egal! In Mexico City dämmerte der Morgen, und nach einer kurzen Dusche in unserem schönen Hotel haben wir uns gleich wieder auf den Weg gemacht, um die Altstadt zu besichtigen.

Zunächst hatten wir uns ein reichhaltiges Frühstück verdient: Maisgrieß mit Hähnchenfleisch, in grüner Salsa gekochte Maisfladen, Bohnenmus, weitere Saucen, Taco-Chips, Kaffee und Gebäck in einem Frühstückscafé im Zentrum.

Danach wanderten wir durch die Altstadt. Es war ein ruhiger, kühler Morgen; wegen des halboffiziellen Feiertags der nationalen Schutzpatronin (La Virgen de Guadalupe) waren etwa die Hälfte der Läden geschlossen. In den Palacio Nacional konnten wir wegen einer Veranstaltung nicht rein, also besichtigten wir spontan eine Ausstellung volkstümlichen Kunsthandwerks – unfassbar farbenfroh und detailliert bemalte und geschnitzte Figuren, darunter Jaguare, Vogelmasken, Krippenszenen und dekorative Gefäße aller Art (leider durften wir nicht fotografieren). Farbenfroh dekoriert war auch der Zocalo, der große Platz im Herzen der Stadt, um den die Kathedrale, der Palacio Nacional und aztekische Tempelruinen herum liegen; ein riesiger Weihnachtsbaum (neben einer fast genauso großen Flagge) machte den glitzernden Blumendekorationen an den Fassaden Konkurrenz.

Auch sonst gab es viel zu sehen: prächtige Gebäude, die uns an Rom oder Barcelona erinnerten, Cafés mit reicher Gebäckauswahl in den Fenstern, Imbisse und kleine Lokale, an denen die Leute morgens um 11 Schlange standen, um ihre Tacos zu kaufen, jede Menge Museen und weitere Ausstellungen (die wir wegen noch weiter sinkender Hirnleistung allerdings nicht besuchten). Die Kirchen sind überaus prächtig mit Goldverzierungen, Reliefs und Figuren geschmückt, in der Kathedrale fanden mindestens alle zwei Stunden Messen statt.

Trotz aller Angebote war es aber an diesem Morgen sehr ruhig in der Stadt. Das änderte sich, als wir auf einen Straßenmarkt stießen, wo jede Menge Plastikspielzeug, Accessoires, blinkende Weihnachtsdeko und Kleidung verkauft wurden, untermalt mit Musik und Anpreisungen der Verkäufer. Da wir nun endgültig müde waren, fuhren wir aber zu einer Siesta zurück ins Hotel und machten uns am frühen Abend noch einmal auf, um die Umgebung – das Weggehviertel Condesa – zu erkunden.

In Condesa gibt es neben schönen Häusern auch viel Grün, dazu kleine Geschäfte und viele Bars und Lokale. Wir aßen jeder ein Eis – die Namen der Sorten haben wir vergessen, Attilas schmeckte wie “Lebkuchen meets Tropenfrucht” und meines am ehesten nach weißen Gummibärchen.  Dann gab es in kleinen Lokal Tacos mit einer sehr leckeren Döner-Füllung zum Abschluss eines sehr schönen ersten Tages in Mexiko.